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Es geht auch ohne Festzug am Samstag
Auftakt der Ahrweiler Weinwochen: Viele Gäste
feierten ausgelassen
von Thomas Weber
Der erste Teil der Ahrweiler Weinwochen
ist vorüber. Mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk endete am
Montagabend das Winzerfest. Zum Auftakt der Weinwochen hatten bis
dahin Tausende von Besuchern vier tolle Tage rund um den Ahrwein
erlebt. Üppig gefüllte Züge, voll besetzte Busse, Menschenmassen auf
den Straßen und Plätzen, geschlossene und bewachte Stadttore und
Durchbrüche – das alles waren einmal mehr untrügliche Zeichen dafür,
dass in der Rotweinmetropole Ahrweiler das Winzerfest gefeiert wird.
Mittendrin: die neue Burgundia Annika Schooß, die sich feiern ließ,
gefeiert wurde und vor allem kräftig mitfeierte.
Abschied und Proklamation
Das Winzerfest begann mit einem Abschied:
am Freitagabend hieß es zum letzten Mal für Burgundia Irena Schmitz,
die Bühne als Repräsentantin der Ahrweiler Winzer zu betreten. Es
war ihr letzter Auftritt als amtierende Ahrweiler Weinmajestät.
Dabei sprach sie noch einmal über die vielen Termine während ihrer
Regentschaft, ehe sie von Bürgermeister Guido Orthen den
kreisstädtischen Ring und von ihrer Vorgängerin Theresa Ulrich die
Kette der Ex-Burgundien erhielt. Mit dem Amt der Ahrweinkönigin darf
Irena Schmitz aber noch bis zum nächsten Pfingstfest als
Repräsentantin die Weine der Region vertreten. Dann aber kam „die
Neue.“ Per Cabrio durch das Spalier der Fackel tragenden
Junggesellen wurde die Burgundia 2017 zur Bühne gebracht und von
Bacchus Bernd Krah auf eben diese geleitet. Annika Schooß heißt die
neue Repräsentantin der Ahrweiler Winzer. Die 26-jährige
Lehramtsanwärterin wurde praktisch im Weingut groß und half schon im
Kindergartenalter mit der Bastelschere im Weinberg mit. Auf der
Bühne erhielt sie von ihrer Vorgängerin Krone und Kette, dazu Blumen
von Bürgermeister Orthen, der ebenso zu den ersten Gratulanten
gehörte, wie Ahrweinkönigin und Vorgängerin Irena Schmitz, die
Jubilarinnen Alexandra Rohleder und Hildegard Willerscheid, Bacchus
Bernd Krah und das Moderatenteam, Stefanie Koll-Bensberg und Dieter
Franke. Zum Ende der Proklamation verkündete die neue Burgundia
schließlich: „Das Winzerfest ist eröffnet.“ Es wurde ein erster
langer Abend auf dem Ahrweiler Markt bei schmissigen Klängen der
Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Musik in den Straßen und
auf dem Festplatz
Ein Winzerfestsamstag ohne Festzug, das
war neu und im Vorfeld viel diskutiert worden. Und auch zur
Festeröffnung ging Dieter Franke noch einmal auf das Thema ein,
berichtete über die Gründe, die den Arbeitskreis zu diesem Schritt
bewegt hatten und gab an, dass man sich nach den Festtagen mit
diesem Thema noch einmal beschäftigen werden. Er selbst geht davon
aus, dass es beim Samstag ohne Festzug bleiben wird. „Denn die
Vereine an den Ständen haben keine Umsatzeinbußen erlebt“, so
Franke. Schon am Mittag war der Festplatz gut gefüllt, Weinkenner
und Partygäste waren unterwegs. Auch in den Kneipen und Restaurants
herrschte Hochbetrieb. Am Abend sorgte dann die Band „Skybagg“ für
eine stets gut gefüllte imaginäre Tanzfläche. Da war die neue
Burgundia schon eine ganze Zeit lang unterwegs. Musikalisch
begleitet vom Ahrweiler Spielmannszug schien sie in der
Rotweinmetropole omnipräsent zu sein. Zudem waren die Partyklänge
der ein oder anderen Stimmungskapelle aus den benachbarten
Niederlanden zu vernehmen. Apropos Rotwein: da es gerade am Abend
schnell kühl wurde, war wesentlich mehr Rotwein in den Gästegläsern
zu finden, als in den vergangenen Jahren. Dennoch überwog bei den
Kunden einmal mehr der Durst nach hellen Weinen, allen voran dem
Blanc de Noir. Bei den Preisen hatte es gegenüber 2016 so gut wie
keine Änderungen gegeben. Und auch im nahen Weingut Körtgen war es
richtig voll. Hier spielten „Les Bermudas“ und animierten zum Tanz.
Winzerfestzug lockte
Tausende
Am frühen Sonntagnachmittag setzte sich
dann der Winzerfestzug in Bewegung. Bis dahin war die Stadt
verschlossen und gut bewacht. Wer Einlass begehrte, musste die
Torwache der Schützen passieren, dort machten lange Schlangen klar,
dass es voll werden wird. Für den Obolus von drei Euro gab es ein
Festglas. Das benötigte man im Zug, wurde doch von den Wagen und aus
den Gruppen kräftig ausgeschenkt. Burgunder für die Erwachsenen,
Traubensaft für die Kinder. Mehrere Stunden lang zogen Festwagen,
Musikgruppen und jede Menge Fußgruppen durch die Stadt. Getreu dem
Motto „Früh übt sich…“ verteilte der Winzernachwuchs der
Grundschule, „bewaffnet mit Karst und Pickel“ Brezeln, das Team der
Boeselager-Realschule hatte Blumen für die Damen parat.
Rotweinkuchen gab es für die Hungrigen, aber vor allem Wein für die
Feiernden. Die Karnevalisten präsentierten eine Traubenpresse auf
ihrem Wagen, die Schützen erinnerten stilecht in ihren Uniformen an
die Stiftung einer Glocke für die Laurentiuskirche. Übergroße
Burgunderflaschen und Weingläser, allesamt mit tausenden von Blumen
verziert, waren zu sehen. Vom Weindorf Walporzheim fuhr ein Modell
der Marienthaler Klosterruine durch Ahrweiler, Die Weinköniginnen
der anderen Stadtteile waren samt Neuenahrer Fischerkönigin in einer
großen Stadtmauer auf einem Wagen vereint. Die Junggesellen
präsentierten Modelle der Stadttore und dazu Vereinsfahnen. Die
Chorgemeinschaft präsentierte sich erstmals in neuer Konstellation.
Mit Rotwein und vielen anderen Leckereien
verwöhnten die Möhne, die Frauen der KFD, die Kolpingfamilie, die
Akademie für Krisenmanagement oder der Burgundia-Stammtisch die
Gäste am Wegesrand. Groß der Aufmarsch der Jubilarinnen, die
buchstäblich Kind und Kegel in Bewegung gesetzt hatten. Eine riesige
Weinflasche nur aus Korken prägte den Festwagen von Alexandras
Rohleder, die vor 25 Jahren die Krone der Burgundia trug. Winkend
auf einem kleinen Thron kam Goldjubilarin Hildegard Willerscheid
daher. Weingott Bacchus Bernd Krah wachte derweil von seinem Fass
aus über Wein und Winzerfest. Über allem thronte natürlich die neue
Burgundia Annika Schooß die auf einem edlen, von zwei Pferden
gezogenen Prunkwagen im roten Kleid der absolute „Star“ des
Winzerfestzugs war. Aber auch für den richtigen Ton war gesorgt.
Musikanten aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Lantershofen, Sinzig,
Niederheckenbach, Spay und aus dem niederländischen Boxmeer
machten mächtig Stimmung.
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