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Bild: Franz Ulrich
Geschichte der Stadt Ahrweiler

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Die Menschen stehen für die Geschichte der Stadt

Heimatforscher und Autor Hans-Georg Klein zog einen Schnitt durch die Gesellschaft
von Thomas Weber

 

Hinter der Geschichte eines Landes und damit auch einer Stadt stehen immer die handelnden Menschen, die in dieser Stadt leben und die dort entscheidendes tun. Das können Politiker sein, Künstler, aber auch Verbrecher. Sie alle bilden den Querschnitt der Gemeinschaft. Ein solcher Schnitt quer durch die Menschheit in Ahrweiler aus rund 700 Jahren Geschichte wurde nun in einem Buch veröffentlicht, dass der Autor und Heimatforscher Hans-Georg Klein verfasst hat und das am vergangenen Donnerstag in der Ahrweiler Synagoge vorgestellt wurde.

Klein befasst sich seit beinahe zwei Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte Ahrweilers. In dieser Zeit entstanden unter anderem die bislang sieben Bände der „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler.“ Band acht ist bereits in Arbeit. Praktisch „zwischendurch“ veröffentlichte Klein mit dem Werk „Ahrweiler Lebensbilder“ einen Blick über das Leben und das Werk von insgesamt 66 Ahrweiler Bürgern. „Da gab schon im Vorfeld Kritik, weil nur zwei Frauen darunter sind“, so der Autor eher schmunzelnd. Aber so seien die Zeiten eben gewesen. „Es ist gerade 100 Jahre her, da musste eine Lehrerin nach ihrer Hochzeit die Tätigkeit aufgeben“, so der Heimatforscher, der die Zuhörer in der Synagoge in eine dunkle Zeit der Geschichte entführte, nämlich in die Zeit der Hexenverfolgung zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Da brannten auch in Ahrweiler die Scheiterhaufen, und als die Gerichte nach Meinung der Bürger nicht genügend Hexen und Hexer verurteilten, bildeten sich Hexenausschüsse, die der Obrigkeit Druck machten. Gab es zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch Freisprüche für angeklagte Hexen, so wurde dies später immer unwahrscheinlicher. Und jeder Prozess zog eine Fülle neuer Prozesse nach sich. Erst 1632, nach vier schlimmen Jahren, ebbte die Hinrichtungswelle ab, die Hexenausschüsse konnten sich ebenfalls nicht mehr durchsetzen.

Hans-Georg Klein beleuchtete das Schicksal zweier Frauen aus dieser Zeit, räumte aber auch mit Falschaussagen auf. So solle eine Margarethe Stapelberg 1629 als Hexe verbrannt worden sein. „Die war aber schon 1623 gestorben und auf dem Friedhof beerdigt worden, was einer Hexe nicht passieren konnte“, so Klein. Vielmehr sei 1629 ein Nikolaus Stapelberg hingerichtet worden. Auf diesen Geschichtsfehler sei im Heimatjahrbuch 1993 bereits hingewiesen worden, aber niemand in Ahrweiler habe das korrigiert. Auch sei der Scheiterhaufen keineswegs am „Hohenstein“ beim Calvarienberg gewesen, sondern hoch oben in der Ellig. Noch heute zeugen die Flurnamen „Am Gericht“ und „Beinacker“ davon.

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Über das Schicksal der in Ahrweiler 1622 getauften Maria Cecilia Peltzer berichtete Klein ebenfalls. Sie hatte es schon als junges Mädchen nach Köln verschlagen, wo sie sich schon als achtjährige selbst als „dem Teufel gehörig“ bezeichnete. Ein Prozess wurde ihr nicht gemacht, nach dem Verweis aus der Stadt verlor sich ihre Spur.

Dass das Buch „Ahrweiler Lebensbilder“ kein Hexenbuch sei, machte Hans-Georg Klein (Bild rechts) seinen Zuhörern nach der Exkursion in die Welt der Hexenjagd deutlich. Klein dankte dem Heimatverein für die Finanzierung und Gisbert Stenz für die Korrekturlesung. Der Vorsitzende des Heimatvereins Alt-Ahrweiler (Bild links), Wilbert Herschbach, der den Abend moderierte, zeigte sich sichtlich froh, einen Heimatforscher wie Hans-Georg Klein in Ahrweiler zu wissen. Und der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch wusste die Werke Klein klar einzuschätzen: „Das sind Werke, um die uns viele Städte, auch solche mit großer Historie, beneiden.“

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Stand: 14.12.14

 

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