Die Blankarts –
ruhmvolle Ahrweiler Adelsfamilie
Bericht der Stadtzeitung Bad
Neuenahr-Ahrweiler anlässlich
der Eröffnung des Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler am 24. September
2005
von Alfred
Oppenhoff
Das mittelalterliche Ahrweiler war geprägt durch zahlreiche Höfe, die
Klöstern und Adelsgeschlechtern gehörten. Die Adelsfamilien stammten zum
Teil aus Ahrweiler und hatten hier auch ihren Stammsitz – so
beispielsweise die Ritter Blankart und Kolwe – zum Teil waren es
auswärtige Geschlechter, die hier in Ahrweiler einen Hof besaßen wie die
Grafen von Blankenheim, die Herren von Stein-Kallenfels und andere.
Die Ritter von Blankart waren für Ahrweiler über Jahrhunderte von sehr
großer Bedeutung und dienten der Stadt und ihren Bürgern als Schöffen,
Bürgermeister und auch als Vögte.
An diese für Ahrweiler so bedeutsame Familie erinnern heute noch die
Namensgebung einer Straße und auch der Grabstein des Ritters Kuno
Blankart neben dem Kreuzaltar in der St. Laurentius-Pfarrkirche.
Auch das Herrenhaus ihres Hofes in Ahrweiler hat die Jahrhunderte
überstanden, wurde von der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gekauft und in
langjähriger Bauzeit saniert. Das historische Gebäude wird in Zukunft
das Archiv der Stadt beherbergen. Am Samstag, 24. September, wird die
feierliche Eröffnung dieser Einrichtung stattfinden. Am gleichen Tag
wird auch der vor diesem Haus gestaltete Platz Blankartshof der
Öffentlichkeit übergeben.
Mit Blick auf diese für Ahrweiler so bedeutsamen und zukunftsgerichteten
Ereignisse drucken wir nachstehend eine Betrachtung zur Familie der
Ritter Blankart ab, wie sie Rektor Jakob Rausch aufgezeichnet hat und im
„Heimatbuch der Stadt Ahrweiler“ veröffentlichte.
„Von allen Adelsgeschlechtern hat die Familie Blankart die größte
Bedeutung für Ahrweiler. Das Familienwappen hat im blauen Felde einen
silbernen Hammer. Auf dem Helme ist ein wachsender Hund, der ebenfalls
den silbernen Hammer zeigt.
Der Stammvater der Familie ist Hermann Blankart, der von seiner hellen
Haarfarbe und seiner lauteren, reinen (= blanken) Gesinnung den Namen
erhielt.
Im Jahre 1148 beteiligte er sich auf Veranlassung des Hl. Bernhard, der in
den rheinischen Landen den 2. Kreuzzug predigte, an diesem Kriegszug.
Sein Gefährte war der tapfere, aber wilde Ritter Gerlach aus dem
Jülicher Lande.
Als Gerlach, durch den plötzlichen Tod seiner Gattin veranlasst, als
frommer Pilger nach Rom und Jerusalem wallfahrtete, begleitete ihn
abermals Hermann Blankart. Nach der Pilgerreise entsagte Gerlach der
Welt und wohnte als Einsiedler in einer alten, hohlen Eiche in der
Aachener Gegend. Jedes Jahr besuchte Hermann Blankart von Ahrweiler aus
den stillen Einsiedler, der im Rufe der Heiligkeit stand und später auch
heilig gesprochen wurde.
Der Blankartshof bestand schon 100 Jahre vor der Stadtgründung. Er gehörte
zu den 7 Höfen, um die 1248 die Stadtmauer gebaut wurde. Dieser erste
Blankartshof lag dicht am Ahrtor, dort, wo heute in der Ahrhutstraße die
Ahrtorapotheke und die anliegenden Geschäftshäuser stehen.
Der heutige Blankartshof an der Ahrhutstraße wurde nach der Stadtgründung
1256 von dem Ritter von Fischenich erbaut und über 100 Jahre bewohnt.
Als die Ritter von Fischenich im 14. Jahrhundert die Burg Kreuzberg
erbauten und dorthin zogen, kam der Fischenicher Hof mit Mühle und
Zehntscheuer durch Heirat an die Familie Blankart, die nun den
Fischenicher Hof bewohnte und der daher später und bis heute „Blankartshof“
genannt wird.
Der ursprüngliche Blankartshof am Ahrtor und die Blankartsche Burg in
Bachem kamen durch Heirat der Katharine Blankart mit dem Freiherrn von
Eltz in den Besitz dieser Adelsfamilie. Daher sprach man nun vom „Eltzer
Hof“ am Ahrtor und der „Eltzer Burg“ in Bachem.
Im Jahre 1628 beschloss der Ahrweiler Stadtrat, den Eltzer Hof anzukaufen,
um dort innerhalb der schützenden Stadtmauer ein Franziskanerkloster auf
dem Calvarienberg neben der schon stehenden Wallfahrtskirche erbaut
werde, was im Jahre 1630 auch geschah.
Auch der Eltzer Hof am Ahrtor wurde am 1. Mai 1689 eingeäschert und nicht
mehr aufgebaut.
Der große Blankartshof, der 10 Jahre vor dem Stadtbrande erneuert und
vergrößert worden war, erlitt 1689 nur geringe Brandschäden, die von der
Familie Blankart bald wieder ausgebessert wurden. Die Blankarts dienten
der Stadt Ahrweiler als Schöffen, Bürgermeister und Vögte. Im 15.
Jahrhundert teilte sich die Ahrweiler Familie Blankart in drei noch
jahrhundertelang blühende Linien:
Blankart von Ahrweiler
Blankart von Lantershofen
Blankart von Odenhausen-Alsdorf im jülischen Lande.
Die Blankarts von Lantershofen bauten den dortigen Herrenhof zur Burg
aus. Von den 7 Herren dieser reichsunmittelbaren Herrschaft waren die
Blankarts der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht; sie wohnten
nämlich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ständig in der Burg
Lantershofen und waren die reichsten Grundbesitzer des Dorfes.
Wir treffen die Blankarts auch als Burgherren der Wensburg im
Liersbachtale und der Burg Vischel im Vischelbachtale, ebenso als
kurkölnische Amtsleute auf Burg Are, auf der Nürburg und in Andernach.
Als Amtsleute im kurtrierischen Dienst stehen sie auch in Daun und Mayen.
Als Kurpfälzische Hofherren treten sie in Düsseldorf und als preußische
Kammerherren in Kleve auf. Im Dienste der Kirche finden wir sie als
Dekane in Aachen, als Äbtissinen im „Maria im Kapitol“ in Köln.
Die Bedeutung der Familie Blankart beruht auch auf ihrer starken
Versippung mit dem rheinischen Adel. Durch Heirat waren sie verwandt mit
von Kolwe, von Fischenich, von Meckenheim, von Beißel, von Gymnich, von
Heimbach, von Nideggen, von Mirbach, von Metternich, von Eltz, von Newen,
von Guyhoven, von Bocholz, von Harff, von Bourscheid-Büllesheim, von
Hatzfeld, von Hochsteden-Nothausen, von Vlatten, von Cortenbach, von
Wachtendonk-Germenseel, von Dalwigk-Lichterfelde, von Lieser, von Lerode.
Das Ahrweiler Rittergeschlecht von Kolwe wohnte am Adenbachtor. In
Vettelhoven besaßen sie ein großes Rittergut, das später in zwei Teile
zerfiel; die heute im Besitz de Gutsherren Krewel und de Werth von
Vettelhoven sind. Durch die Versippung der Kolwe mit Blankart übernahmen
die Kolwe den Blankartschen Hammer in ihr Wappen. Bislang hatten sie
3 Kolben, von nun an 3 Hämmer in ihrem Wappen.
Im 18. Jahrhundert starben die Blankarts in Ahrweiler und auch in
Lantershofen im Mannesstamme aus. Der letzte männliche Spross der
Ahrweiler Linie war Lothar Philipp Blankart. Seine beiden Erbtöchter
heirateten rheinische Adelige und wohnten weiterhin in Ahrweiler. Maria
Anna Elisabeth Blankart heiratete Johann Henrich von Vlatten zu Drove.
Sie bewohnten den Blankartshof. Im Wohnhaus der ehemaligen
Blankartsmühle finden wir noch heute das Doppelwappen dieser Familie.
Die zweite Erbtochter Maria Sophia heiratete Ferdinand Ernst von Dalwigk.
Der Dalwigksche Hof lag vor dem Adenbachtor. Die Dalwigks waren auch
Mitherren von Lantershofen.
Die Linie Blankart von Odenhausen-Alstorf blühte weiter und stand zuletzt
in französischen Diensten. Maria Antoniette Blankart von Alstorf
heiratete den französischen Marschall und Kriegsminister de Muy und
wohnte in Paris. Ihre Schwester Anna Maria war die Gattin des
französischen Grafen und Obristen Andelot. Ihr Neffe Josef Benjamin
Blankart fiel auf dem Zuge Napoleons nach Ägypten vor der Stadt
Alexandrien im Nildelta im Jahre 1798. Er war 20 Jahre alt.
Betrachten wir das Wirken der Ritter- und Adelsfamilie Blankart, so
stellen wir fest, dass ihre Vertreter 700 Jahre lang stets ruhm- und
bedeutungsvoll nicht nur am bunten Teppich der Ahrweiler
Stadtgeschichte, sondern auch am rheinischen Geschichtsteppich
mitgewoben haben und dass sie stets ihrem Namen Ehre machten.
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