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Bild: Franz Ulrich
Ahrweiler Stadtführer
Historischer Stadtrundgang -Innenroute-

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Bronze-Relief am Südportal von St. Laurentius

Ein vom Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ gestiftetes Bronzerelief mit dem Stadtplan der Altstadt konnte der Vorsitzende Dr. Wilbert Herschbach der Öffentlichkeit übergeben. Dieses Relief soll den Gästen, besonders den sehbehinderten und blinden Besuchern Ahrweilers, einen Überblick über die historische Altstadt geben. Alle markanten Gebäude sind auf der Bronzetafel zu sehen. In Gegenwart von Bürgermeister Dr. Hans Ulrich Tappe, des Ersten Beigeordneten Guido Orthen und des Ortsvorstehers Horst Gies dankte Dr. Herschbach vor allem dem Künstler Franz Ulrich für die unentgeltliche Gestaltung des Reliefs. Mit Hilfe von Matthias Gampe und Paul Knieps konnte Kurt Geller die notwendigen Texte in Blindenschrift für Flachrelief umsetzen.

Nach den Dankesworten von Dr. Tappe, Ortvorsteher Gies und des Vertreters des Tourismusbüros Andreas Wittpohl erläuterte der Künstler Franz Ulrich seine Arbeit.  
„Wir stellen Ihnen das neue Bronzerelief vor, das an geeigneter Stelle auf dem Marktplatz Aufstellung gefunden hat. Dieses Stadtmodell ist für sehende, aber auch für sehbehinderte, Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch für Kinder und vor allem für die Besucher unserer Stadt konzipiert.  
Da ist zunächst einmal der Grundriss dargestellt. Die vollständig erhaltene Stadtbefestigung in Ellipsenform begrenzt die Innenstadt in erhabener Form, während die Straßen in etwas vertiefter Form ersehen und ertastet werden können.  
Beide Darstellungen, also Stadtmauer und Straßen, sind genau maßstäblich angeordnet. Die Wehrmauern mit Türmen, Toren und Wassergräben zum Schutz der Bürger wurden der Mithauptstadt Ahrweiler vom Erzstift Köln vor ca. 750 Jahren privilegiert.  
Die vier in alle Himmelsrichtungen zeigenden Stadttore sind die Stadteingänge. In späterer Zeit kamen zwei Stadtmauerdurchbrüche am Alten Bau und an der Plätzerstraße hinzu.

Der unvergessene Bernhard Kreutzberg schreibt:  
" ... und ein Wunder kann man es nennen, dass im 19. und 20. Jahrhundert, als in ganz Deutschland mittelalterliche Mauern und Stadttore geschleift wurden, um Geschäftsstraßen und dem immer mehr zunehmenden Straßenverkehr Platz zu bieten, in Ahrweiler die den Bürgern eigene Bescheidenheit und das Maßhaltekönnen den Abbruch der mittelalterlichen Strukturen verhinderten und in Ahrweiler als eine der wenigen Städte in Deutschland Stadtmauer und Tore erhalten blieben."  

Beim Modellieren der 14 hier dargestellten historischen Gebäude kam dem Künstler noch einmal ins Bewusstsein, welche Fülle von wertvollem Kulturgut wir in unserer Stadt besitzen, um das uns bestimmt andere Städte beneiden.  

Anhand dieses Stadtreliefs kann man den Besucher zu einem Spaziergang in unsere Innenstadt einladen.  
Wenn wir unseren Spaziergang nun an unseren Stadttoren beginnen, so stellen wir gleich fest, dass jeder Torturm seine architektonische Eigenart aufweist, obwohl doch alle im 13. bis 15. Jahrhundert erbaut wurden.  

Das Obertor, auch Giesemer Porz genannt, ist mit reichem baulichem Schmuck versehen, dem gotischen Fries, unterhalb der wunderschönen vier Ecktürmchen. Die eingemauerten Steinkugeln erinnern an die Belagerung durch die Truppen des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz im Jahre 1474.  

Das Ahrtor ist das größte der vier Stadttore und ist ausgestattet mit zwei seitlich flankierenden dreigeschossigen Halbschaltürmen. Am 29.Januar 1945, bei dem großen Bombenangriff auf Ahrweiler, wurde das Tor nahezu vollständig zerstört. Zu Beginn der 5oer Jahre erfolgte der Wiederaufbau bis zur Vollendung 1958.  
In diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, dass der damalige Bürgermeister Christian Ulrich 195o, auch zu diesem Zweck weitblickend den Heimatverein Alt-Ahrweiler ins Leben gerufen hat. Im Laufe der Jahrzehnte kamen jedoch viele weitere Aufgaben auf den Verein zu. Das Adenbachtor wird als Hauptzugang zu den Weinbergen auch Winzertor genannt. Der Oberbau wurde 1689 eingeäschert. 1974 wurde auf dem vorhandenem Torbogen das jetzige Fachwerkgeschoss mit Walmdach aufgesetzt.

Das Niedertor, auch Rheintor genannt, schließt nach Osten hin den noch völlig erhaltenen Mauerring der Stadtbefestigung. Die Außenansicht zeigt das von zwei unterschiedlichen Seitentürmen flankierte massive Bauwerk mit dem wuchtigen Mansarddach.  

Der Bitzenturm liegt zwischen dem Obertor und dem Ahrtor in der Stadtbefestigung. Er ist ein nach innen offener fünfgeschossiger Halbschalenturm, und ist hier im Modell von innen dargestellt.

Der Kanonenturm ist ein Halbschalenturm, ähnlich wie die beiden Halbtürme des Ahrtores. Der Turm war mit Kanonen bestückt, die erstmals 1626 im Ratsprotokoll erwähnt wurden.

Wir verlassen nun die Wehrbefestigungsanlagen und gehen zum Marktplatz zum Wahrzeichen von Ahrweiler, 
zur St. Laurentius-Pfarrkirche. Sie ist die älteste gotische Hallenkirche des linken Rheinlandes. Die Kirche, Mittelpunkt auf dem Marktplatz, ist mit ihrem weithin sichtbaren Turm "Schutzwürdiges Kulturgut" im Sinne der Haager Konvention, wie im übrigen auch die Stadttore.

Das Pfarrhaus wurde 1773 erbaut und ist ein zweigeschossiger Rokokobau von fünf Achsen mit Mansarddach. Das Gebäude ist eine weitere Zierde des Marktplatzes.

Die Zehntscheuer der Pfarrei diente zur Naturalabgabe des Kirchenzehnten, der an die Dezimatoren abgeliefert werden musste. Der niedrige Bruchsteinbau mit hohem Walmdach zeigt im Keilstein der Toreinfassung die Jahreszahl 1743. Die Zehntscheuer dient heute als Pfarrsaal.

Das ehemalige Rathaus wurde um 178o als zweigeschossiger Spätbarockbau mit Mansarddach zunächst für die Stadtwache errichtet, ordnet sich der im Mittelpunkt der historischen Altstadt stehenden St. Laurentius Kirche unter, verkörpert aber mit reichen Verzierungen und Bildhauerarbeiten in Werkstein, dem Stadtwappen, umgeben von einer Trophäenschau und vertikalen Gliederungen Ahrweiler Bürgerstolz.

Der Weiße Turm im Ursprung als gotischer Wohnturm ältestes Gebäude von Ahrweiler erhielt im 18. Jh. nach dem weißen Habit der Steinfelder Mönche seinen Namen. Die Italienische Barockhaube wurde von den Grafen von Stein-Kallenfels errichtet und prägt weithin das Stadtbild.

Die ehemalige Synagoge wurde 1894 im orientalischen Stil von der jüdischen Gemeinde errichtet. Während der sogenannten Kristallnacht 1938 wurde sie zerstört. Der Bürgerverein Synagoge hat sie in den 90 er Jahren von innen und außen renoviert. Seitdem finden hier kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen statt.

Der Blankartshof ist ein zweigeschossiger, schlichter Barockbau mit Walmdach von 1680. Er wurde auch zeitweise von der Familie Blankart bewohnt. Heute ist im 1.Geschoß das Stadtarchiv untergebracht. Im Erdgeschoss befindet sich die Tourist-Information.

Das Wolffsche Haus in der Niederhutstraße ist im Jahre 1621 erbaut worden. Es war im 18. Jh. Sitz des Stadtgerichtes von Ahrweiler. Über figurierten Stützen ragt ein aus dem Achteck konstruierter Erker mit geschweifter Schieferhaube hervor.  

Alle erwähnten Gebäude haben im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Bronzetafel bekommen, die gemeinsam vom Heimatverein und von der Stadt finanziert und mit dem entsprechenden Text versehen wurden.

Wir schließen den Rundgang durch unsere geschichtsträchtige Stadt ab. Wir können stolz sein auf unser wertvolles historisches Kulturgut in dieser Vielfalt.

Möge dieses Bronzerelief in Form des Stadtbildes Anklang finden und den Besuchern Orientierung bieten und somit seinen Zweck erfüllen.“

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Stand: 06.10.16

 

Design: Reiner Bauer