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Bild: Franz Ulrich
Ahrweiler Stadtführer
Ahrweiler Adels- und Klosterhöfe
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Der Weiße Turm (von Hans-Georg Klein)

Der sogenannte Weiße Turm (auch Staffeler Turm oder Alter Bau genannt) ist der letzte der drei für Ahrweiler bezeugten Wohntürme. Diese turres in Ahrweiler sind offensichtlich der nördlichste Beleg für die am Mittel- und Oberrhein sowie in Trier und den oberdeutschen Städten häufig anzutreffenden Geschlechtertürme.

Nach einem den drochronologischen Gutachten ist der Baubeginn des Turmes um 1265 anzusetzen. Somit ist der Weiße Turm das älteste Gebäude Ahrweilers. Für 1277 ist der Ritter Anselmus von Staffel als Lehnsträger dieses Lehens des Reichsklosters Prüm bezeugt.

Der Turm ist ein dreigeschossiges gotisches Gebäude, ursprünglich aus unverputztem Bruchstein mit rechteckigen Fenstern, die um 1700 eingebrochen wurden. Ursprünglich waren die Fensteröffnungen spitzbogig, wie das heute noch an dem spitzbogigen Eingang zum Erdgeschoss auf der Nordseite erkennbar ist. Die italienische Barockhaube ersetzte 1663 die frühere gotische Spitze. Der Weiße Turm ist auf römischen Fundamentresten erbaut.

Als Prümer Lehen wechselte der Turm häufig seine Besitzer. U.a. war die Familie Blankart von Ahrweiler über lange Jahre im Besitz dieses Adelslehens. Von dieser erbte die Adelsfamilie Nagel das Gebäude, um dann im Erbgang an die Familie von Metternich zu kommen. Im Jahre 1666 kauften die Freiherren von Stein-Callenfels den Turm.

Am 6. November 1700 verkaufte Carl-Casimir von und zu Stein-Callenfels für sich und seine drei Brüder dem Hoch- undt Wohl Ehrwurdigen Herrn, Herrn Michael Kuell, Abten undt gemeinen Convent deß Gotteßhaus Steinfeldt, Praemonstratenser Ordens, den zu Ahrweiler, Cöllnischen Erzstiftes, gelegenen also genandten Staffelter Thurn mi allen anklebenden freyadlichen Güthern ... für 2134 2/3 Reichsthaler cöllnischer Währung.

Nach dem Stadtbrand von 1689 und dem Verlust ihres Hofes auf der Wehrscheid benötigten die Prämonstratenser das Gebäude als ihre Gutsverwaltung für ihre Ahrweiler Weingüter . Verwaltet wurden die Steinfelder Güter von einem Steinfelder Pater mit dem Titel Kellner. Der Turm war zu dieser Zeit laut einer zeitgenössischen Beschreibung in einem maroden Zustand. 1775 schrieb der damalige Kellner Hermann Josef Schefer den Turm zur Renovierung aus. Der Chorherr war übrigens ein Ahrweiler Junge. Schefer schrieb: Der Turm mit dem Hof, der Scheuer, dem Stall und dem Garten ist ein halber Morgen 1 Pint 2 Fuß groß. Dieses Turmhaus war 1702, als Herr Kellner Pütz es bezogen, so heruntergekommen, daß man von unten bis unter das Dach hat sehen können. Kein Zimmer hatte einen Fußboden, kein Fenster war verglast. Nur das Stübchen und die Küche, die mit Steinplatten ausgelegt war, hatten jeweils ein kleines Glasfenster. Scheuer und Stallung waren ganz zerfallen.

Im übrigen ließ Schefer den Turm auch auffs new bewerffen, weißen und anstreichen. So wurde der Staffeler Turm für die Ahrweiler Bevölkerung zum Weißen Turm und nicht wegen der weißen Kutte des Steinfelder Kellners, wie immer wieder behauptet wird.

Im Rahmen dieser Sanierung bauten die Prämonstratenser an der Westseite einen zweigeschossigen Anbau mit einem Mansarddach. Er beherbergte im Erdgeschoss eine dem hl. Hermann Josef von Steinfeld geweihte Kapelle. Die Kapelle wurde im Jahre 1777 von Evermodus Claessen, Abt zu Steinfeld, feierlich eingeweiht.

Im Rahmen der Säkularisation wurde die Steinfelderkellerey 1804 für 1825 Franc vom französischen Staat verkauft. Im 19. Jahrhundert diente der Turm als Schulgebäude und Stadtarchiv. In der Anlage des Weißen Turms befand  sich bis 2013 das Städtische Museum.

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Stand: 11.08.15

 

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