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Bild: Franz Ulrich
Brauchtums- und Theatergruppe

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Museumsnacht 16. Juni 2007
Neuinszenierung der Ahrtaler Bauernhochzeit
"Brauchtums- und Theatergruppe" Heimatverein Alt-Ahrweiler

(c) Hildegard Ginzler
Die gesamte Hochzeitsgesellschaft (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Einzug der Gesellschaft (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Warten auf den Auftritt (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Das jungvermählte Paar mit Braut- und Bräutigameltern (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Grete und Emil führen den Hochzeitswalzer an (HG)

Das Lottchen, Emils Verflossene, platzt in die Feier hinein (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Die Feier geht weiter (HG)
(c) Hildegard Ginzler
Für die Musik sorgten:
Gisbert Stenz (l) und Günter Lieferscheid (HG)

Ahrtaler Bauernhochzeit begeisterte das Publikum
Pressebericht Kreisstadtecho vom 20.06.2007
von Hildegard Ginzler (HG)

Was hatten sie sich "staats" gemacht! Die Braut (Petra Konz) trat schwarz gewandet mit heller Leinenschürze und dezent gemusterten Fransentuch auf, der Herr Gemahl (Reinhard Kuhn) in Anzughose, Weste und blütenweißem Hemd. Nur sein Button der langen Museumsnacht zeigte an, dass die Hochzeiter nicht wirklich aus dem 19. Jahr- hundert kamen. Bei ihnen und den Mitbeteiligten der „Ahrtaler Bauernhochzeit“ handelte es sich um Mitglieder der Brauchtumsgruppe des Heimatvereins Alt-Ahrweiler und viele Mitspieler aus dem Musical „Weinteufel“, die sich gegen Ende des Jahres 2006 zur „Brauchtums- und Theatergruppe“ zusammengeschlossen hatten.

 

Die Bauernhochzeit war unter Leitung von Johannes Ulrich bereits 2001 bei einem Gästeabend  aufgeführt worden. Nun hatten die Mimen das volkstümliche Stück unter der bewährten Regie von Gisbert Stenz, der gemeinsam mit Günter Lieferscheidt auch als Akkordeonspieler agierte, erneut eingeübt. In der von Stenz überarbeiteten Fassung sollten die Zuschauer erleben, wie im Ahrtal und in der Eifel vor rund 150 Jahren traditionell mit Musik, Tanz und Ansprachen  „Polterabend“ und Hochzeit gefeiert wurden, selbstverständlich in historischer Tracht. So kamen auch die Eltern von Grete (Hans-Josef Kreuer, Marita Schmitz) und Emil (Edith und Günther Wolf) in Festtagskleidung. Die Herren trugen Anzug und Zylinder, ihre Angetrauten gemischt dunkle Kleidung und Kopfbedeckungen. Selbstverständlich hatten sich auch die Gäste heraus- geputzt, etwa die Verwandten (Elke Gladbach, Gerda Kirvel, Anita Saal, Maria Wurms, Rainer Sturm, Rolf Schmitz-Homburg, Ronja Klein, Erika Brackhahn und Brunhilde Dörr), darunter besonders die Oma der Braut (Margret Nischalke), die zur langen schwarzen Gardarobe auch eine schwarze Haube aufgesetzt hatte. Bevor man am Blankartshof tafelte, sammelte sich die Truppe, samt der drei „weißen Kindchen“ (Kristina, Pauline und Sophie Siefke) am Marktplatz. Gemeinsam zog man unter dem heftigen Läuten des vorangehenden Hochzeitsladers (Peter Weber) und einer großen Aussteuertruhe zum Aufführungsort.

 

Genau genommen handelte es sich nicht um Theater, sondern um szenische Darstellungen. Moderatorin Stefanie Koll-Bensberg erläuterte das Geschehen mit viel Zwischenkommentar. Ansonsten gab es nur wenige Sprecherrollen, aber viel Gesang. Es begann mit „oh schönes Rebental, du schönes Ahrtal…“, wozu geschunkelt wurde. Dann hatte im ersten Teil, der „Hillich“, einer Art Polterabend, der Schultes der Junggesellen (Volker Siefke) das Sagen . Er kam, einen blumengeschmückten Stab in der Hand, um nach alter Sitte den „Heules“, die Heiratssteuer, einzutreiben. Mit Heulen und Klappern zog er ein, seine „Strafrede“ zu halten. Denn der Bräutigam war in den Rosengarten eingedrungen, hatte das schönste Röslein gebrochen beziehungsweise aus dem Schafstall das schönste Lämmlein herausgenommen. Er aber sollte für die Auslösung der Braut zahlen, wenn nicht in Schinken und Wein, dann mit Barem, was Emil auch willig tat. Sodann stimmten alle das Hillichlied an: „Schönste, Allerschönste, was hör ich von dir…“ und das Brautpaar und seine Eltern hängen noch ein Prosit der Gemütlichkeit dran, das im Festverlauf noch öfter erklang. Mit einem „Freut euch des Lebens“ ging die Hillich zu Ende.

 

Nach halbstündiger Pause und dem ersten Gang der Mahlzeit hielt der Pfarrer (Rudi Wolber Senior) die erste Rede und der Brautvater die zweite, in der er scherzhaft anführte, dass die Grete sich der „schweren Brandstiftung“ schuldig gemacht, dem Bräutigam „en de Aure jestoche un emm de Kof verdreht hätt“. Beim zweiten Gang wurde laut Moderatorin ehedem gekochtes Rindfleisch, Rinder- und Schweinebraten, Erbsen, Möhrchen und Krautsalat gereicht. Die Rede des Bräutigamvaters geriet zum Lobgesang über „des Ahrtals gastlich Angebot“, den Rotwein. Auch der Lehrer (Reinhard Nischalke) bezog sich nicht auf den Festanlass, gab vielmehr Ratschläge, wie der Wein am besten zu genießen sei. Zeit für den Nachtisch: Eis mit Himbeer- oder Schokoladenpudding mit Vanillesoße. Fehlten noch der Großmutter Worte, ein Part, wie maßgeschneidert für Mundartprofi Margret Nischalke. Eingangs erinnerte sie sich an die von Streichen torpedierte eigene Hochzeitsnacht, ließ es auch nicht an Ermahnungen für ein gutes Eheleben fehlen. Und erst die Präsente: „E Düppe met saure Prumme un Mostert, der soll euch Würze in die Ehe bringen“.

 

Dem Mittagessen folgte früher ein Gang zum Friedhof, nachmittags gab’s Kaffee und Kuchen und als Abend- essen die Reste vom Mittag, so Stefanie Koll-Bensberg. Schließlich wurde das Tanzbein geschwungen. Das junge Paar begann mit dem Hochzeitswalzer, die Braut warf ihren Strauß ins johlende Publikum. Friede, Freude, Harmonie? Nicht ganz. Denn plötzlich tauchte Emils wild zeternde Verflossene auf, das einst „heiß geliebte Lottchen“ (Klaudia Klein), samt ihrer in Ehren gehaltenen Souvenirs einer gewesenen Liebe: Emils Zahn, der ihm beim „Bütze“ abbrach, eine Haarlocke und ein vertrock- neter Blumenstrauß. Zuletzt aber wünschte auch sie den Vermählten Glück, so dass die Feier lustig weitergehen konnte mit einem Volkstanz, dem Lied „Et kohm enne Jüd von Bachem eraf…“ und der Verabschiedungsweise „Kutt jot heim…“ „Toll“, „wunderbar“, „nä, watt schön“ lauteten die anerkennenden Kommentare eines begeisterten Publikums.

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Weitere Szenenbilder von Hildegard Ginzler (HG) und Rainer Sturm (RS)
(c) Hildegard Ginzler (c) Hildegard Ginzler
(HG) (HG)
(C) Rainer Sturm (C) Rainer Sturm
(RS) (RS)
(C) Rainer Sturm (C) Rainer Sturm
(RS) Moderation Stefanie Koll-Bensberg (r) (RS)

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Stand: 13.12.13

Design: Reiner Bauer