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Stadtzeitung 35/2008 von Beate Stahl
Einladung an den Schriftsteller, rote
Karte für den Journalisten
Erstes Bunkerevent: Jacques Berndorf
las auf der Plattform zu Blues-Klängen
Zum ersten Bunkerevent lud der Heimatverein
Alt-Ahrweiler seit der Öffnung im März. Und dazu hatte man sich etwas
ganz Besonderes einfallen lassen, lud man doch einen Künstler ein, der
als Journalist schon eng mit dem Bunker verbunden war und seine damalige
strengste Geheimhaltung in den Medien aufdeckte. Und so fiel dann auch
seine Verwunderung über die
Einladung
aus: "Da hab ich nun eineinhalb Jahrzehnte immer wieder versucht einen
Blick in den geheimen Regierungsbunker zu werfen und heute wird mir
sogar ein Honorar dafür geboten, dass ich überhaupt hierhin komme",
schmunzelte der Schriftsteller Jacques Berndorf, alias der Journalist
Michael Preute, bei seiner Lesung in der Dokumentationsstätte
Regierungsbunker.
Es war ein Ereignis der Extraklasse, denn der
Schriftsteller kam nicht allein, er brachte den
weltbekannten
und gefeierten Bluespianisten Christian Willisohn mit. Beide hatten noch
einen unbekannten Dritten im Gepäck: Otto Krause. Denn ihr Programm
lautete: "Otto Krause hat den Blues". Während Berndorf den kaputten
Typen Otto Krause literarisch vorstellte, dem, arbeitslos, durch sieben
Umschulungen geschleust und von der Freundin verlassen, als
Ansprechpartner und Ablenkung nur noch seine Boa constrictor "Max" und
sein 24-bändiges Meyer-Lexikon geblieben sind, untermalte Willisohn die
ohnehin stille und beklemmende Bunkerstimmung mit
New-Orleans-Blues-Klängen, die er eigens für dieses Programm komponiert
hatte. Musik, Gesang und die Stimme Berndorfs, die durch die
Tunnelöffnung ein unheimliches Echo zurückgab, harmonierten perfekt
miteinander.
Der Eifelkrimiautor, der dieses Stück für seinen
Krimi "Eifelblues" schrieb, freute sich sehr auf seine Bunker-Lesung.
Jörg Diester von der Handwerkskammer Koblenz und Mit-Initiator der
Dokumentationsstätte zeigte vor der Lesung den Werdegang und die
Verbundenheit Berndorfs/Preutes mit dem Regierungsbunker auf: Jahrelang
hat er versucht, die Sinnlosigkeit des Bunkers aufzuzeigen und dem Volk
zum Leidwesen der Politiker die Frage gestellt: "Was passiert mit uns im
Falle eines Falles und was passiert mit der Regierung?" Er selbst
erklärte, es habe schon früh festgestanden, dass der vermeintliche
Atombunker gar nicht atomsicher war und im Falle eines Atomanschlages
die Regierung und ihre Familien mit der gesamten Lufthansaflotte nach
Orlando ausgeflogen worden wären. "Es macht mich heute noch wütend, dass
man, obwohl man wusste, dass dieses Gebäude nicht sicher war, es im
24-Stunden-Betrieb am Leben gehalten hat."
Zu diesem ersten Event auf der Plattform der
Dokumentationsstätte Regierungsbunker begrüßten der Vorsitzende des
Heimatvereins Alt-Ahrweiler Dr. Wilbert Herschbach sowie die Leiterin
der Dokumentationsstätte Heike Hollunder die zahlreichen begeisterten
Zuhörer.
Ein Schmankerl für die Gaumenfreunde wurde in der
Pause im Foyer geboten.
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