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Bild: Franz Ulrich
Brauchtums- und Theatergruppe

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Die Brauchtums- und Theatergruppe lud zur Ahrtaler Bauernhochzeit
Stadtzeitung 41/2008
Bericht und Bilder von Beate Stahl

   Die Bilder des ALBUMS sind von (c) Reiner Sturm und (c) Thomas Brenner

"Meng Städtche Ahrweiler, dech han ech jern, met denge Strößje bes hin zom Stern", sang die große Hochzeitsgesellschaft, insgesamt rund 150 Gäste, die sich im Saal des ehemaligen Alten Zunfthauses einfand. Gefeiert wurde die Vermählung von Gretchen und Emil, die sich an diesem Tag das Jawort gegeben hatten. Es war eine ganz besondere Veranstaltung, denn die Brauchtums- und Theatergruppe im Heimatverein Alt-Ahrweiler hatte zur "Ahrtaler Bauernhochzeit um 1900" geladen und die anwesenden Zuschauer, die teils selbst in der Mode des 19. Jahrhunderts gekleidet waren, wurden gleichzeitig zu Festgästen ernannt und nahmen an dem Geschehen aktiv teil. Es war weniger ein Theaterstück, obgleich mit erfrischenden Kurzeinlagen der anwesenden Familienmitglieder, des Lehrers und vor allem des "Herrn Pastors" und Liedern, die die Gäste im Saal kräftig mitsangen, als eine Dokumentation einer Hochzeit aus dieser Zeit. Unter der Leitung von Gisbert Stenz hatte die Brauchtumsgruppe das Stück - anlässlich der Museumsnacht 2007 - schon einmal inszeniert, damals unter freiem Himmel am Blankartshof. Ob des großen Erfolges vor einem Jahr, wiederholte man das Ganze diesmal im Alten Zunfthaus. Doch nun waren deutlich mehr Hochzeitsgäste, nämlich das Publikum im Saal, darunter auch Bürgermeister Dr. Hans-Ulrich Tappe und der Erste Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Wilbert Herschbach, anwesend.

Nachdem der Hochzeitslader (Peter Weber), der Tage vorher schon die Gäste eingeladen hatte, mit der Hochzeitsgesellschaft - mit Braut (Petra Konz) und Bräutigam (Reinhard Kuhn), Brautmutter und -vater (Maritta Schmitz und Hans-Josef Kreuer), Bräutigameltern (Edith und Günther Wolf), Urgroßmutter und Großvater (Margret und Reinhold Nischalke), dem Pastor (Rudi Wolber) und dem Lehrer (Thorsten Kehl) einmarschiert waren, begrüßte der Leiter der Brauchtumsgruppe, Rainer Sturm, die Gäste als Verwandte und Bekannte des Brautpaares. Mit einem freundschaftlichen Seitenhieb auf das benachbarte Heilbad, meinte er: "Sogar einige entfernte Verwandte aus Bad Neuenahr haben die Strapazen der Fahrt mit der Gleislosen auf sich genommen, um heute Abend hier dabei zu sein." Moderatorin Stefanie Koll-Bensberg erklärte dabei die Hochzeitsmodalitäten um 1900, die sich teilweise bis heute gehalten haben. So wurde auch damals der Polterabend gefeiert, der allerdings "Hillich- oder Hoiles-Abend" hieß. Dann zogen die Junggesellen, allen voran der Schultes (Volker Siefke) ein, die vom Bräutigam einen Obulus, den "Hoiles" oder "Hillich", für ihr "schönstes Röslein aus ihrem Garten", das der Bräutigam gestohlen hatte, verlangten. Dann wurde mit den Brauteltern und Bräutigameltern ein Schnaps getrunken.

Bei der Hochzeitsfeier am nächsten Tag, die damals "in de jood Stuff" oder im Wirtshaus gefeiert wurde, nahmen neben den Verwandten auch Pastor, Lehrer und Schultes teil. Die Braut erschien ganz in schwarz mit einer Hochzeitskrone auf dem Kopf und der Bräutigam mit "feinem" Anzug und Zylinder. Beim Essen, an dem das Publikum als Hochzeitsgesellschaft auch teilnahm, wurden viele erfrischende Reden, die teilweise Ratschläge an das Brautpaar enthielten, vorgetragen. So erinnerte sich die Uroma (Margret Nischalke) an ihre eigene Hochzeitsnacht und gab ihrer Enkelin den Rat mit, sich tugendsam und treu ihrem Manne unterzuordnen und ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Als Präsent überreichte sie ein "Döppe saure Prumme un Mostert", der Würze in das Eheleben bringen soll. Eine Störung in das harmonische Familienfest brachte dann allerdings Lottchen (Klaudia Klein), Emils Verflossene, die lauthals herumlamentierte, wie schlecht sie von Emil behandelt worden sei. Doch auch dieses wendete sich zum Guten und die Braut verzieh ihrem Bräutigam. So erhielten Gretchen nach Absetzen der Hochzeitskrone ihre "Tuttenhaube" und Emil seine "Zipfelmütze" als äußeres Zeichen des neuen Familienstandes. Dann wurde getanzt bis zur mitternächtlichen Stunde zu Klängen der drei Ahrtalmusiker und mit einem "Kutt joot heim" wurden alle Gäste verabschiedet.

Doch nicht nur auf der Bühne wirbelten viele Mitglieder der Brauchtumsgruppe, auch hinter der Bühne herrschte Hochspannung: So sorgten für die Lichttechnik Thomas Brenner und Winfried Schuld, Franz Ulrich für das Bühnenbild und für den Service Ferdi Heuwagen, Elke Gladbach, Claudia Lingen-Flohe, Ingrid Derra-Müller und viele fleißige Helfer.

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Stand: 13.12.13

Design: Reiner Bauer