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Bild: Franz Ulrich
- Winzerfest 2014 -

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Je später der Abend, desto dunkler der Wein

 

Zum Auftakt der Ahrweiler Weinwochen erlebte die Stadt ein rauschendes Winzerfest – Theresa Friedrich ist neue Burgundia (von Thomas Weber)


Mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk endete am Montagabend das Ahrweiler Winzerfest. Zum Auftakt der Ahrweiler Weinwochen hatten bis dahin Tausende von Besuchern vier tolle Tage rund um den Ahrwein erlebt. Üppig gefüllte Züge, voll besetzte Busse, Menschenmassen auf den Straßen, geschlossene und bewachte Stadttore und Durchbrüche  – das alles waren einmal mehr untrügliche Zeichen dafür, dass in der Rotweinmetropole Ahrweiler das Winzerfest gefeiert wird.

Das Fest hielt einmal mehr, was es versprochen hat. Das zeichnete sich bereits am Freitag mit der Eröffnung und der Proklamation der neuen Burgundia, wie die Weinkönigin in Ahrweiler genannt wird, ab. Schon da waren es viele, viele Menschen, die über den Marktplatz schlenderten, sich das Angebot an den Weinständen munden ließen und der von Stefanie Koll-Bensberg und Rudolf Wolber moderierten Auftaktveranstaltung zuschauten. Als erster Höhepunkt rollte dabei ein Cabrio durch das Fackelspalier der Junggesellen und brachte mit der 23-jährigen Theresa Friedrich die 69. Ahrweiler Burgundia zur Bühne, wo ihr die Amtskette von ihrer Vorgängerin Carina Mombauer umgelegt wurde. Die neue Repräsentantin des Ahrweiler Weins entstammt einer Familie, in der das Ehrenamt besonders groß geschrieben wird. Aktuell ist Bruder Bastian Hauptmann der Junggesellen-Schützen in Ahrweiler.
Theresa Friedrich, die als Fachangestellte für Bürokommunikation bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) arbeitet und bislang viel Freizeit dem Karneval widmete, sieht der Aufgabe als Burgundia froh entgegen. Dass sie Weinkennerin ist, zeigt die Tatsache, dass sie bereits mit 17 Jahren im Verkauf des Ahrweiler Winzer-Vereins tätig wurde. Aber auch die praktische Arbeit im Weinberg kennt die neue Burgundia, daher sagt sie auch ganz klar: „Während meiner Regentschaft liegt mir als Winzertochter besonders am Herzen, dass die Menschen die Arbeit des Winzers zu schätzen wissen. Denn ohne die ganzen fleißigen Winzer könnten wir heute nicht ein so tolles Fest ausrichten, unser Winzerfest.“

Die scheidende Burgundia Carina Mombauer erhielt derweil noch zahlreiche Geschenke, wie den Ehrenring der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und wurde von ihrer Vorgängerin Carolin Groß nach insgesamt 124 Auftritten in den Kreis der „Ehemaligen“ aufgenommen.

Fortan wurde an allen Ecken und Enden gefeiert, edle Weine und tolle Musik sorgen für ausgelassene Stimmung. Samstag- und Sonntagnachmittag waren dabei Tausende von Besuchern in den Straßen zu finden, durch die sich der große Winzerfestzug schlängelte. Rund 60.000 Blumen waren dafür alleine an den Motivwagen verarbeitet worden, hatte die Vorsitzende des Arbeitskreises Winzerfest Ahrweiler, Stefanie Koll-Bensberg, zum Auftakt des Festes verraten. Entsprechend schön waren diese anzusehen, auch weil sie die ganze Palette des Treibens in Ahrweiler verdeutlichten. Die Bürgerschützen präsentierten ihr neues Haus der Schützen, die Junggesellen zeigten Stadtmauer und Tore im Miniformat. Ebenfalls verkleinert und toll von den „Niddehöde Jonge“ dargestellt: Niedertor, Weinberge mit Martinsfeuer und die Szene des Maibaumstellens – ihre Traditionen eben. Riesige Weinflaschen oder Trauben wurden dargestellt. Die kfd-Frauen kamen mit einer überdimensionalen Sonne daher. Auch die Karnevals-Gesellschaft „AKG“ und die Schar der Ahrweiler Möhne als Wein bringende Römerinnen zogen im Festzug mit. Als junge Winzerinnen und Winzer war der Nachwuchs der Kolpingfamilie zu sehen. Derweil schlug die MGV Ahrweiler traditionelle Töne an, präsentierte Weinfass und Pokal. Mit einer alten Schulszene auf dem Motivwagen zog die Akademie für Krisenmanagement durch die Straßen und machte klar: „Wir kümmern uns um den Nachwuchs.“ Dem standen aber auch die kleinen Winzerinnen und Winzer der Grundschule in nichts nach.

Der Ahrweiler Winzerverein feierte mit einem uralten Lastkarren und jeder Menge Wein seine 140-jährige Weinbautradition. Stark vertreten war aber auch Walporzheim, das Weindorf zog mit einer Riesentraube durch die Stadt, die Weinmanufaktur wies ebenso wie der Sportverein auf die einzigartigen alten Weinbergterrassen hin, die im Modell detailliert dargestellt wurden.

Gut, dass es zumindest am Sonntag, als sich die vielen Gäste durch die kleinen Öffnungen der geschlossenen Stadttore schlängeln mußten, Probiergläser gegen einen freiwilligen Eintritts-Obolus gab. Denn aus den Fußgruppen und Motivwagen wurde den Besuchern am Rande kräftig eingeschenkt, natürlich in erster Linie feurig roter Burgunder aus den Weinberghängen rund um die Stadt. Aber nicht nur Wein gab es, vor allem die Kinder im Zug warteten mit Saft auf oder verteilten Brezeln. Auch der Rotweinkuchen vom Winzercafé fand viele Abnehmer. Und von den mitfeiernden Lehrern und Schülern der Boeselager-Realschule gab es sogar Blumen für die Damen.

Und zwischendrin immer wieder hübsche Majestäten: Ahrweinkönigin Viktoria Kugel, die neue Ex-Burgundia Carina Mombauer, Ahr-Fischerkönigin Janina Unger, die aktuellen Repräsentantinnen aus Bachem, Heimersheim und Walporzheim oder die Jubilarinnen Martina Küls (25 Jahre Burgundia) und Christel Bous (50 Jahre), dazu viele ehemalige Burgundien und der Tollitäten-Stammtisch, sie alle winkten und prosteten den Menschen am Straßenrand zu. Über allem thronte natürlich die neue Burgundia Theresa Friedrich, die auf einem neuen und edlen, von zwei Pferden gezogenen Prunkwagen im weinroten Kleid der absolute „Star“ der Winzerfestzüge war. Das mußte selbst der vor ihr fahrende Weingott Bacchus in Person von Rudolf Wolber neidlos anerkennen. Begleitet wurden die Gruppen und Motivwagen von jeder Menge toller Musik. Für die sorgten Musiker aus Deutschland und den Niederlanden. „De Kruskes“ zum Beispiel, die tolle Truppe aus ’s-Hertogenbosch gehört beinahe schon zum Winzerfest-Inventar. Oder aber „Schöd um laeg“ aus Venlo, Musikfreunde aus Lantershofen und Niederheckenbach, Fanfarenbläser aus Spay, Tambourcorps aus Niederlützingen, Niederzissen oder Godendorf. Sie alle sorgten für den richtigen Ton, was aber auch für die kreisstädtische Musiker der Musikvereinigung oder des Ahrweiler Spielmannszuges galt.

Nach den Zügen wurde in den Gaststätten weiter gefeiert, das „Open-Air-Geschehen“ konzentrierte sich auf den Marktplatz, wo an den vier Festtagen viel Musik und noch mehr Wein geboten wurde. Da war für jedes Ohr etwas dabei: die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler spielte am Freitag auf, „Skybagg“ verwandelten den Markt am Samstag wohl in die größte Tanzfläche der Region. „Next Patient Please“ am Sonntag und Gregor Kess am Montag fanden ebenfalls viele begeisterte Zuhörer.

Im nahen und herrlich dekorierten Winzerhof Körtgen sorgten „Les Bermudas“ von Freitag bis Sonntag für eine große Weinparty, Montag erfreuten Caro Hild und Ihre Freunde das Publikum.

Derweil hielten sich der Ausschank der dunklen Burgunderweine und der erfrischenden hellen Weine an den Weinständen die Waage, wie die Betreiber berichteten. Der Trend: je später der Abend, desto dunkler der Wein. Tagsüber waren bei recht schwüler Witterung eher die hellen Weine die Favoriten, wobei auch hier der Burgunder die Spitzenposition übernahm, aber als Blanc de Noir. Rose, Weißherbst, Grau- und Weissburgunder und auch schon Mal ein Riesling waren begehrt. Als es dann an den Abenden abkühlte, kamen die Weine, für die die Ahr berühmt und bekannt ist, zum Zuge. Vor allem der Spätburgunder floss dann, Kenner versuchten sich aber auch immer wieder am Frühburgunder. Und auch das Mineralwasser aus der Kreisstadt ging in Massen über die Tresen. Der Auftakt der Ahrweiler Weinwochen war also ein Volltreffer, nun steht mit dem Weinmarkt am kommenden Wochenende der nächste Höhepunkt an.

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Stand: 08.09.14

Design: Reiner Bauer