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Kühle
Temperaturen sorgten für Rotwein in den Gläsern
Ahrweiler Weinwochen:
viele Gäste beim Winzerfest
von Thomas Weber
Der erste Teil der Ahrweiler Weinwochen
ist vorüber. Mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk endete am
Montagabend das Winzerfest. Zum Auftakt der Weinwochen hatten bis
dahin Tausende von Besuchern vier tolle Tage rund um den Ahrwein
erlebt. Üppig gefüllte Züge, voll besetzte Busse, Menschenmassen auf
den Straßen, geschlossene und bewachte Stadttore und Durchbrüche –
das alles waren einmal mehr untrügliche Zeichen dafür, dass in der
Rotweinmetropole Ahrweiler das Winzerfest gefeiert wird.
Und dieses Fest hielt einmal mehr, was es
versprochen hat. Das zeichnete sich bereits am Freitag mit der
Eröffnung und der Proklamation der neuen Burgundia, wie die
Weinkönigin in Ahrweiler genannt wird, ab. Schon da waren es viele,
viele Menschen, die über den Marktplatz schlenderten, sich das
Angebot an den Weinständen munden ließen und der von Stefanie
Koll-Bensberg und Rudolf Wolber junior moderierten
Auftaktveranstaltung zuschauten. Als erster Höhepunkt rollte dabei
ein Cabrio durch das Fackelspalier der Junggesellen und brachte mit
der 22-jährigen Theresa Ulrich die 70. Ahrweiler Burgundia zur
Bühne, wo ihr die Amtskette von ihrer Vorgängerin Theresa Friedrich
umgelegt wurde. Die neue Repräsentantin des Ahrweiler Weins hatte
sich schon im Alter von sieben Jahre für die Regentschaft genau in
diesem Jahr beworben, wie Stefanie Koll-Bensberg anhand der
damaligen Bewerbungs-Postkarte verdeutlichte. Theresa Ulrich ist
gelernte Ergotherapeutin, die große Teile ihrer Freizeit als
Gardetänzerin bei der KG Rot-Weiß Bachem und Klarinettistin bei der
Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler verbringt. Schon ihr
Urgroßvater war Winzer in Altenahr, der Onkel betreibt ein
Öko-Weingut in Ahrweiler. Sie selbst ist schon seit vielen Jahren im
Winzerhof Körtgen aktiv.
Die scheidende Burgundia Theresa Friedrich
erhielt derweil noch zahlreiche Geschenke, wie den Ehrenring der
Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und wurde von ihrer Vorgängerin Carina
Mombauer nach insgesamt rund 120 Auftritten in den Kreis der
„Ehemaligen“ aufgenommen.
Nach der Proklamation startete das rege
Treiben auf dem Markt und in den umliegenden Gassen. Dabei wurde das
Fest in diesem Jahr der städtischen Bezeichnung „Rotweinmetropole“
gerecht. Nach Jahren, in denen dank warmer Witterung in erster Linie
die hellen Weine, allen voran der Blanc de Noir, in den Gläsern der
Gäste zu finden waren, ist das Winzerfest in diesem Jahr tatsächlich
eine große Fete des Rotweins, natürlich in erster Linie des
Spätburgunders. Dem Besucherstrom tat die etwas kühlere Witterung
keinen Abbruch, zu späterer Stunde verlagerte sich das Geschehen
aber mehr und mehr in die Gaststätten in der Altstadt. An allen
Ecken und Enden wurde getanzt und gefeiert, edle Weine und tolle
Musik sorgen für ausgelassene Stimmung.
Samstag- und Sonntagnachmittag waren
wieder Tausende von Besuchern in den Straßen zu finden, durch die
sich der große Winzerfestzug schlängelte – auch wenn manch einer den
Zugbeginn verpasste, weil er nicht mitbekommen hatte, dass der
Winzerfestzug in diesem Jahr eine Stunde früher aufbrach.
Wer am Sonntagnachmittag in die Stadt wollte, der musste die Wachen der
Schützen an den geschlossenen Stadttoren oder den Durchbrüchen
passieren und wurde um einen Obolus gebeten. Dafür gab es immerhin
ein Weinglas, dass beim intensiven Betrachten des Winzerfestzuges
nötig war, weil von den Wagen und aus den Fußgruppen kräftig Rotwein
und Traubensaft ausgeschenkt wurden.
Es war ein farbenprächtiger Festzug,
alleine rund 60.000 Dahlien waren an den Motivwagen verarbeitet
worden. Das hatte die Vorsitzende des Arbeitskreises Winzerfest
Ahrweiler, Stefanie Koll-Bensberg, zum Auftakt des Festes verraten.
Entsprechend schön waren die Wagen anzusehen, auch weil sie die
ganze Palette des Treibens in Ahrweiler verdeutlichten. Die
Bürgerschützen, bei denen neben den „Uniformierten“ Schützenkönig
Willi Busch und Ortsvorsteher Peter Diewald im schwarzen Anzug den
Rotwein fast wie im Trinkzug kredenzten, wiesen auf ihre
Weinbautradition, die bis ins Jahr 1694 zurückgeht, hin. Ebenfalls
verkleinert und toll von den „Niddehöde Jonge“ dargestellt:
Niedertor, Weinberge mit Martinsfeuer und die Szene des
Maibaumstellens. Die Junggesellenvereine präsentierten ihre Fahnen
neben „ihren Stadttoren“ im Miniaturformat. Überdimensionale Trauben
und einen Weinkelch aus Blumen hatte die kfd-Frauen gebaut, während
die Kolpingfamilie einen edel schimmernden Weinstock aus Messing auf
ihrem Motivwagen zeigte. Bei den Ahrweiler Karnevalisten strahlte
Prinzessin Rita fast wie eine Weinkönigin vom Wagen. Die zu
drückende Schulbank präsentierte die Akademie für Krisenmanagement,
die historischen Weinbergterrassen waren bei den Walporzheimer
Winzern zu sehen. Und aus Bachem grüßte der Theaterverein Laetitia.
Zu Fuß mit reichlich Wein, Saft, Salzgebäck oder Rotweinkuchen
unterwegs waren die Nachwuchswinzer der Grundschule, die Stammtische
der Tollitäten und der Ex-Burgundias, die Philipp Freiherr von
Boeselager Realschule, das Winzer Café, die Möhneschar und natürlich
die große Gruppe des Familien und Freundeskreises der Burgundia.
Einen Augenschmaus bildeten zwischendrin immer wieder hübsche
Majestäten: Ahrweinkönigin Michelle Skruth, die neue Ex-Burgundia
Theresa Friedrich, Ahr-Fischerkönigin Alina Maur, die aktuellen
Wein-Repräsentantinnen aus Bachem, Heimersheim und Walporzheim oder
die Jubilarinnen Eva-Maria Gilles (25 Jahre Burgundia) und Ulla
Sattler (50 Jahre).
Über allem thronte natürlich die neue Burgundia
Theresa Ulrich, die auf einem edlen, von zwei Pferden gezogenen
Prunkwagen im roten Kleid der absolute „Star“ der Winzerfestzüge
war. Das musste selbst der vor ihr fahrende Weingott Bacchus in
Person von Rudolf Wolber neidlos anerkennen. Aber auch für den
richtigen Ton war gesorgt. Musikanten aus Bad Neuenahr-Ahrweiler,
Lantershofen, Schönecken, Sinzig, Niederzissen, Spay aus aus
's-Hertogenbosch machten mächtig Stimmung.
Nach den
Zügen wurde in den Gaststätten weiter gefeiert, das
„Open-Air-Geschehen“ konzentrierte sich auf den Marktplatz, wo an
den vier Festtagen viel Musik und noch mehr Wein geboten wurde. Die
Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler am Freitag, „Skybagg“ am
Samstag, „D.J. Fosco“ am Sonntag und Gregor Kess am Montag sorgten
für den richtigen Ton.
Mit einem Höhenfeuerwerk
endete am Montag gegen 22.00 Uhr
der erste Teil der Ahrweiler
Weinwochen. |