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Auftakt der Ahrweiler Weinwochen:
Menschenmassen feierten
Burgundia Irena Schmitz
von Thomas Weber
Der erste Teil der Ahrweiler Weinwochen
ist vorüber. Mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk endete am
Montagabend das Winzerfest. Zum Auftakt der Weinwochen hatten bis
dahin Tausende von Besuchern vier tolle Tage rund um den Ahrwein
erlebt. Üppig gefüllte Züge, voll besetzte Busse, Menschenmassen auf
den Straßen und Plätzen, geschlossene und bewachte Stadttore und
Durchbrüche – das alles waren einmal mehr untrügliche Zeichen dafür,
dass in der Rotweinmetropole Ahrweiler das Winzerfest gefeiert wird.
Mittendrin: die neue Burgundia Irena Schmitz, die sich feiern ließ,
gefeiert wurde und vor allem kräftig mitfeierte.
Abschied und Proklamation
Das Winzerfest begann mit einem Abschied:
am Freitagabend hieß es zum letzten Mal für Burgundia Theresa
Ulrich, die Bühne als Repräsentantin der Ahrweiler Winzer zu
betreten. Es war ihr letzter Auftritt als amtierende Ahrweiler
Weinmajestät. Dabei sprach sie noch einmal über die vielen Termine
während ihrer Regentschaft, ehe sie von Bürgermeister Guido Orthen
den kreisstädtischen Ring und von ihrer Vorgängerin Theresa
Friedrich die Kette der Ex-Burgundias erhielt. Mit dem Amt der
Ahrweinkönigin als großem Pfeil im Regentinnen-Köcher darf Theresa
Ulrich aber noch bis zum nächsten Pfingstfest als Repräsentantin die
Weine der Region vertreten. Dann aber kam „die Neue.“ Per Cabrio
durch das Spalier der Fackel tragenden Junggesellen wurde die
Burgundia 2016/17 zur Bühne gebracht und von Bacchus Bernd Krah auf
eben diese geleitet. Irena Schmitz heißt die neue Repräsentantin der
Ahrweiler Winzer. Die 23-jährige pharmazeutisch-technische
Assistentin, die im Herzen der Ahrweiler Altstadt ihr Elternhaus
weiß und die innerhalb der Stadtmauern arbeitet, ist „durch und
durch ein Ahrweiler Mädchen“, tief verwurzelt und mit den
Traditionen der Stadt aktiv vertraut. Auf der Bühne erhielt sie von
ihrer Vorgängerin Krone und Kette, dazu Blumen von Bürgermeister
Orthen, der ebenso zu den ersten Gratulanten gehörte, wie
Ahrweinkönigin und Vorgängerin Theresa Ulrich, die Jubilarinnen
Helene Jüliger und Monika Krupp, Bacchus Bernd Krah und die
Moderatorinnen des Abends, Stefanie Koll-Bensberg und Carolin Groß.
Burgundia Irena sprach von einem Kindheitstraum und von den
vergangenen 283 Tagen, in denen sie bereits von ihrem Amt wusste,
aber nichts sagen durfte. Mit ihren Eltern Petra und Jürgen strahlte
sie förmlich um die Wette, ehe sie am Freitag um 20:25 Uhr
verkündete: „Das Winzerfest ist eröffnet.“ Es wurde ein erster
langer Abend auf dem Ahrweiler Markt, noch eine Stunde nach
Mitternacht war es dort proppevoll.
Festzüge mit Winzern und Bäckern
Sowohl am Samstag, als auch am Sonntag
setzte sich am frühen Nachmittag der Winzerfestzug in Bewegung.
Mehrere Stunden lang zogen Festwagen, Musikgruppen und jede Menge
Fußgruppen durch die Stadt, in die am Sonntag nur Zutritt erhielt,
wer es durch die Türen in den geschlossenen Stadttoren schaffte.
Davor baten die Wachen der Bürgerschützen um einen Obolus, für den
es dann ein Festglas gab. Das benötigte man im Zug, wurde doch von
den Wagen uns aus den Gruppen kräftig ausgeschenkt. Burgunder für
die Erwachsenen, Traubensaft für die Kinder. Die Rebensäfte gab es
dort zumeist von kleinen und großen Winzern, aber auch ein paar
Mönche, Schützen und jede Menge Bäcker waren im Festzug zu finden,
stammt die Burgundia doch aus einer Bäckerfamilie. Getreu dem Motto
„Früh übt sich…“ verteilte der Winzernachwuchs der Grundschule
Brezeln, das Team der Boeselager-Realschule hatte Blumen für die
Damen parat. Rotweinkuchen gab es, dazu viele Einladungen zu anderen
Festen. Die Karnevalisten ließen eine übergroße Sonne von ihrem
Wagen scheinen, die Schützen wiesen stilecht in ihren Uniformen
darauf hin, dass auch sie seit 1694 Weinbau betreiben. Übergroße
Burgunderflaschen und Weingläser, allesamt mit tausenden von Blumen
verziert, waren zu sehen. Die Mönche vom Weindorf Walporzheim zogen
ein Modell der Marienthaler Klosterruine durch Ahrweiler, der
Winzerverein kam sogar mit einem Schiff daher. Die Junggesellen
präsentierten Modelle der Stadttore und dazu ihre Vereinsfahnen. Der
Männergesangverein zog eine alte Kelter durch die Stadt.
Mit Rotwein und vielen anderen Leckereien
verwöhnten die Möhnen, die Frauen der KFD, die Kolpingfamilie, die
Feuerwehrfrauen, die Arbeitskollegen der Burgundia, die Akademie für
Krisenmanagement oder der Burgundia-Stammtisch die Gäste am
Wegesrand. Familie und Freundeskreis der neuen Regentin hatten sich
in Bäckerkluft geworfen, Eltern und Großeltern wurden sogar auf
einem Festwagen gesetzt und gaben kund: „Wein in Rot und Schmitze
Brot ist für Ahrweiler joot.“ Dazu galt es, das Winken jeder Menge
Königinnen zu erwidern. Ahrweinkönigin Theresa Ulrich hatte ihren
gesamten Freundeskreis mitgebracht. Bad Neuenahrs Fischerkönigin Eva
Hermann und die kreisstädtischen Weinmajestäten aus Bachem,
Heimersheim und Walporzheim wurden ebenso gefeiert, wie die
Jubilarinnen im Burgundia-Amt. Es war ein farbenprächtiger Festzug,
alleine rund 60.000 Dahlien waren an den Motivwagen verarbeitet
worden.
Über allem thronte natürlich die Burgundia
Irena Schmitz, die auf einem edlen, von zwei Pferden gezogenen
Prunkwagen im roten Kleid der absolute „Star“ der Winzerfestzüge
war. Das musste selbst der vor ihr fahrende „neue“ Weingott Bacchus
Bernd Krah neidlos anerkennen. Aber auch für den richtigen Ton war
gesorgt. Musikanten aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Lantershofen,
Sinzig, Niederheckenbach, Niederzissen und aus 's-Hertogenbosch
machten mächtig Stimmung.
Party in der
kompletten Altstadt
Nach den Zügen und an den Abenden wurde in
den Gaststätten weiter gefeiert, das „Open-Air-Geschehen“
konzentrierte sich zwar auf den Marktplatz, wo an den vier Festtagen
viel Musik und noch mehr Wein geboten wurde. Dort war es aber
zeitweise so voll, dass den aus allen Richtungen strömenden Gästen
nur die Möglichkeit blieb, sich andernorts in der Stadt zu
verteilen. Möglichkeiten gab es genug, Kneipen und Restaurants waren
voll und am Niedertor sorgten „De Kruskes“ aus den Niederlanden, die
ihr Domizil Jahr für Jahr im „Torwächter“ aufschlagen, für jede
Menge stimmungsvolle Musik, die auch die Menschen in den anliegenden
Kneipen begeisterte. Vor dem Winzerhof Körtgen sorgte
Sicherheitspersonal dafür, dass es nicht zu voll wurde, aber dennoch
gemütlich blieb. Hier machte die Hausband „Les Bermudas“ drei Abende
lang Stimmung, am Montagabend gab es dann Musik von „Acoustica.“
Private Security war auf dem Marktplatz
erkennbar, die aber gab sich bewusst zurückhaltend.
Rucksackkontrollen oder gar Verbote gab es nicht. Am Markt boten
Ahrweiler Vereine am ersten Weinwochenende aus ihren Ständen die
Weine der Stadt an. Die gab es in der Flasche zu moderaten Preisen
ab zwölf Euro zu erwerben.
Von der Bühne herab sorgten sowohl Partybands, wie „Skybagg“ aus dem
Brohltal, „Dancing Sound“ aus Wachtberg oder die „Tropicals“ aus
Swisttal, aber auch die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler für
wippende Füße und eine meist volle imaginäre Tanzfläche und den
richtigen Ton, ehe am Montagabend ein strahlendes
Brilliant-Feuerwerk das Ende des ersten Weinwochenendes in Ahrweiler
einläutete. |