Vom Ahrweiler Marktplatz aus sind es nur etwa 150 Meter in westlicher
Richtung durch die Altenbaustraße bis zur Synagoge. Sie steht dort direkt gegenüber dem
aus dem 13. Jahrhundert stammendem "Weißen Turm", in dem sich heute das Museum
der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler befindet. Diese Synagoge ist in einer Reihe mit den
gleich hohen Nachbarhäusern gebaut und hebt sich nur durch das Baumaterial aus
bräunlichem Sandstein und durch ihre Fassade von ihnen ab. Bestimmend sind die drei
Fenster der Giebelseite zur Straßenfront, an denen bis heute der orientalische oder
maurische Baustil erkannt werden kann. Der Giebel wird mit zwei Tafeln gekrönt, auf denen
in hebräischer Schrift die Anfangsbuchstaben der Zehn Gebote eingemeißelt sind. Hinter
der Synagoge befindet sich an der Südseite ein von der Straße nicht zu sehender Anbau,
der einen Unterrichtsraum beherbergte und das Treppenhaus als Zugang zur Frauenempore. Der
Haupteingang für die Männer lag an der Westseite, so dass jeder beim Betreten des
Gottesdienstraumes von Westen nach Osten geführt wurde. Denn dort an der Ostseite war der
Thoraschrein und ein bis heute vorhandener roter Vorhang. Der Bau dieser Synagoge wurde
von der jüdischen Gemeinde zu Ahrweiler im Jahr 1893 begonnen und am 21. Oktober 1894 mit
der Einweihungsfeier beendet. Bis zur Zerstörung am 10. November 1938 diente sie dieser
Gemeinde als Gotteshaus. Einen Tag nach der sogenannten "Reichskristallnacht"
ist sie innen verwüstet und zerstört worden. Seit diesem Termin hat es in diesem
Gebäude keinen jüdischen Gottesdienst mehr gegeben. Die letzten in Ahrweiler lebenden
Juden sind am 27. Juli 1942 in die Vernichtungslager deportiert worden. Seitdem existiert
die seit dem Mittelalter in Ahrweiler nachgewiesene jüdische Minderheitengemeinde dort
nicht mehr.
Die Synagoge hat während des zweiten Weltkriegs und in der
Nachkriegszeit eine wechselvolle Geschichte gehabt: Sie gehörte zunächst nach der
Zerstörung einem Ahrweiler Hotelier, nach dem Einmarsch der französischen
Besatzungstruppen wurde sie enteignet, danach von der französischen Militärregierung an
die Ahrweiler Raiffeisenkasse verkauft. Die richtete in ihr ein Düngemittellager ein. Der
im Jahr 1978 gegründete Bürgerverein Synagoge e.V. hat 1981 die Synagoge erworben und in
den folgenden Jahren bis 1990 in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalspflege
renoviert. Heute ist innen und außen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Die
Synagoge ist im Leben der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu einem wichtigen Treffpunkt für
kulturelle Veranstaltungen geworden. Sollte es je wieder eine jüdische Gemeinde im Ahrtal
geben, würde sie wieder das sein können, was sie einmal war : Ein Haus der Zusammenkunft
und des Gottesdienstes. |