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Bild: Franz Ulrich
Ahrweiler Stadtführer
Historischer Stadtrundgang -Außenroute-

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Ellig-Kapelle
Kapellchen in der Ellig in Ahrweiler
von Prof. Dr. Bernhard Kreutzberg 
Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler 49/1998
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Die kleine Kapelle eingangs der Ellig hat noch heute einen hohen religiösen Stellenwert. Sie ist der Ort für ein stilles Gebet der Marienverehrer und auch ein Bittort, wo viele Gläubige eine Bittkerze opfern.
Erste Untersuchungen zur Herkunft der darin stehenden Madonna mit Jesuskind stammen von Frau Dr. Irmgard Quednow, geborene Külz, der Mutter des Arztes Dr. Horst Quednow, die als Kunstgeschichtlerin am Buch von  Prof. Clemen "Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler"  mitgearbeitet hat. Ihre Recherchen sind im Eifelvereinsblatt 1930 veröffentlicht worden.

In den 30er und 40er Jahren fand im Monat Mai täglich um 14.00 Uhr eine Marienandacht für Kinder statt unter der unermüdlichen Betreuung von Frau Katharina Euskirchen, die in der Ellig damals einen Kolonialwarenladen führte. "Euskirchens Kätt" war eine sehr beliebte Frau und eine große Marienverehrerin. Sie bleibt uns, die wir damals Kinder waren, und sicher auch vielen anderen Menschen unvergessen. Die jetzige Kapelle wurde etwa im Jahre 1850 erbaut im neugotischen Stil. Am gleichen Ort stand vorher eine Barockkapelle, die wegen ihrer Baufälligkeit abgerissen wurde. Und in dieser stand auch bereits unsere Madonna. Nach 1700 wurde die Ahrweiler St. Laurentiuskirche im Barockstil umgebaut. Nach dem Brand von 1689 in Ahrweiler wird alles alte und meist beschädigte Inventar aus der Kirche entfernt und im neuen Stil (Barock) der Innenraum neu gestaltet.

Es liegt die Vermutung nahe, dass unsere Ellig Madonna aus der St. Laurentiuskirche stammt, da auch Brandspuren an der Figur zu finden waren. Beweis dafür ist auch ihr Alter. Sie wird auf kurz vor 1310 geschätzt und stammt aus dem Kulturraum Mittelrhein, so Bacherach-Oberwesel.
Mehrere Figuren dieser Kunstrichtung und einer evtl. Künstlergruppe sind uns bekannt.

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Eine Madonna dieser Art steht im Rautenstrauch-Museum in Trier, eine in der Kirche in Euren bei Trier, eine im Freiburger Münster, drei Heilige im Schnütgen-Museum in Köln, eine im Oberweseler Altar. Die unserer Madonna am ähnlichsten sehende Madonna ist in Münstereifel zu sehen.
Die Errichtung der Ahrweiler Laurentiuskirche wurde nach 31jähriger Bauzeit im Jahre 1300 mit dem Einbau der Fenster außen achitektonisch beendet. Danach Begann die Einrichtung des Innenraumes. Also in den ersten Jahren nach 1300, etwa die Zeit der Schaffung der Elliger Madonna. Bei einer Höhe von 1,05 m ist es kaum denkbar, dass sie früher einmal Privatbesitz war. Zudem wurden damals Heiligenfiguren niemals außerhalb der befestigten Mauern einer Stadt aufgestellt, schon um evtl. Frevel auszuschließen. Da ist der vorherige Aufenthalt in St. Laurentius schon gut denkbar. Die Figur muss schwerstens beschädigt gewesen sein. Der Kopf des Jesuskindes und die rechte Hand wurden vollständig erneuert. Und das muss kurz nach dem Brand von Ahrweiler gewesen 1689 gewesen sein, was aus den Untersuchungen der reparierten Teile hervorgeht. Das Gewand der Madonna ist durch Reparaturen stark verkleistert (vor Jahren wurde auch einmal vom Bildhauer Söller aus Heppingen daran gearbeitet), aber ihre Herkunft aus der mittelalterlichen Frühgotik ist unverkennbar. Dass spätere Generationen einen erneuten Restaurierungsversuch wagen werden, scheint mir wahrscheinlich.

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Stand: 25.09.14

 

Design: Reiner Bauer