.
Bild: Franz Ulrich
Personen/Persönlichkeiten/Vips

--

Verleihung der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz am 4. März 2009
durch
die Präsidentin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Dagmar Barzen
im Auftrag des Ministerpräsidenten Kurt Beck.

(Laudatio)
Sehr geehrter Herr Klein,
auch Sie engagieren sich seit vielen Jahrzehnten für die Gemeinschaft und Ihre Mitmenschen. Dabei haben Sie sich vor allem dem Erhalt des heimatlichen Brauchtums und der Erforschung der Heimatgeschichte Ahrweilers verschrieben.
Seit vielen Jahren setzen Sie sich mit der Geschichte Ihrer Heimat, insbesondere der Historie der Stadt Ahr­weiler, auseinander. Zusammen mit Gleichgesinnten aus dem Heimatverein „Alt-Ahrweiler“, dessen Vorstand Sie als Archivar angehören, haben Sie schon viel Licht in das Dunkel der Ahrweiler Stadtgeschichte gebracht.
Aus verschiedenen Archiven in Düsseldorf, Köln und Koblenz und natürlich dem Ahrweiler Fundus tragen Sie Informationen zusammen. Stück für Stück lässt Ihr Forschungsdrang Sie diese wie Puzzleteile zusammen setzen. So verraten die einzelnen Urkunden und sonstigen historischen Schriftstücke immer ein bisschen mehr darüber, wie es früher in Ahrweiler war. Wenn Sie hin und wieder bislang unbekannte Details ans Tageslicht holen, ist Ihre Freude natürlich sehr groß. Das spornt Sie an, sich weiter mit den Überbleibseln der damaligen Zeit auseinander zu setzen.
Ihre Erkenntnisse haben Sie in zahlreichen Veröffentlichungen zusammen gefasst. Großen Wert legen Sie dabei auf eine verständliche Sprache. Denn Sie möchten alle Ihre Mitmenschen ansprechen. Nicht nur Wissenschaftler sollen wissen, was sich früher in Ahrweiler abgespielt hat. Auch die Menschen, die heute dort leben, sollen sich der Vergangenheit ihrer Heimat bewusst sein.
Rund 18 Bücher haben Sie inzwischen verfasst. Besonders am Herzen liegen Ihnen, wie ich mir habe sagen lassen, Ihre vier letzten Werke, die „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“. Der fünfte Band ist schon in Arbeit. Thema sind die Ratsprotokolle aus der Zeit zwischen 1602 und 1800, die fast vollständig vorliegen. Und das wird nicht Ihre letzte Veröffentlichung sein, denn in den Archiven schlummern noch einige Schätze, die darauf warten, geborgen zu werden.
Schon heute kann man Ihre Veröffentlichungen als bedeutende Beiträge bezeichnen, die im Rahmen der vergleichenden Städtegeschichte als Grundlagenforschung anerkannt sind. Sie zählen eindeutig zu den profundesten Kennern der Stadtgeschichte Ahrweilers.
Darüber hinaus setzen Sie sich in verschiedenen Gremien hingebungsvoll für den Erhalt heimatlichen Brauchtums ein. Beispielsweise gehörten Sie ein Jahrzehnt lang dem Martinsausschuss an. Dazu muss man wissen, dass das Martinsfest in der Stadt Ahrweiler anders als in anderen rheinischen Orten gefeiert wird.
Entsprechend der Zahl der vier Huten, also der Stadtteile, werden in Ahrweiler seit über 125 Jahren vier Bergfeuer gleichzeitig abgebrannt. Imposante Fackelschaubilder in den Weinbergen und ein ideenreicher Kinderfackelzug runden das Spektakel ab. Ein Wettstreit zwischen den Hutengemeinschaften bleibt dabei nicht aus. Jede der Huten strengt sich an, das größte Feuer und das originellste Fackelschaubild zu haben.
17 Jahre lang waren Sie außerdem Vorsitzender der Aloisiusjugend Ahrweiler. Dieses Amt erbt man, wenn man Schulleiter der Aloisiusschule in Ahrweiler wird, so wie Sie es 1986 wurden. Denn die Schule ist eng mit den Traditionen von Ahrweiler verbunden. Um den 21. Juni herum, dem Namenstag des Heiligen Aloisius, findet auf dem Schulhof das Aloisiusfest statt. Mehrere Kandidaten schießen mit einer Armbrust auf einen hölzernen Vogel. Wer das letzte Teil des Vogels von der Stange schießt, wird für ein Jahr König der Aloisiusjugend. Diese Aufgabe war Ihnen keine bloße Pflicht. Es hat Ihnen sehr großen Spaß gemacht, die Traditionen an die Kinder weiter zu geben. Auch heute, nach Ihrer Pensionierung, sind Sie noch 2. Vorsitzender.
Seit mehreren Jahren gehören Sie ebenfalls dem Verwaltungsrat der St. Sebastianus Bürgerschützen Ahrweiler als Schriftführer an. Außerdem sorgen Sie als Archivar und Chronist dafür, dass kein Aspekt der über 600jährigen Geschichte Ihrer Vereinigung in Vergessenheit gerät.
Sie sind nämlich ein ganz besonderer Schützenverein. Sie betreiben keinen Schießsport und ermitteln Ihren König deshalb auch nicht durch ein Wettschießen. Statt dessen wird er durch den Verwaltungsrat gewählt und muss danach einen hölzernen Vogel von der Stange schießen. Außerdem haben die Ahrweiler Schützen eigene Weinberge, wo sie ihren eigenen Wein, den oft prämierten Schützentrunk, anbauen.
Zudem haben Sie sich in kommunalen Ausschüssen eingebracht. Acht Jahre lang gehörten Sie dem Kuratorium der Volkshochschule an. Fünf Jahre waren Sie stellvertretendes Mitglied im Liegenschaftsausschuss der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dem Jugendhilfeausschuss des Landkreises Ahrweiler gehörten Sie ebenfalls fünf Jahre an. In Ihrem beruflichen Bereich haben Sie unter anderem den Schulleitungsverband Rheinland-Pfalz mit begründet und waren sechs Jahre dessen Geschäftsführer.
Trotz des umfangreichen Engagements zum Wohle der Allgemeinheit sind Sie, sehr geehrter Herr Klein, immer bescheiden geblieben. Sie sind sich sicher, wenn Sie es nicht gemacht hätten, dann hätte es ein anderer gemacht. Das mag sein. Aber von Herzen gerne so viel Zeit und Kraft aufgewendet, das haben Sie. Dafür verdienen Sie unseren Dank und unsere Anerkennung.
Ich freue mich, dass ich Ihnen heute in Vertretung unseres Ministerpräsidenten die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz aushändigen darf.

.

Stand: 27.12.13

 

Design: Reiner Bauer