Adels- und Klosterhöfe
Der Rote Turm bei Ahrweiler auch Schenken- oder Kautenturm genannt
Eins der wenig bekannten Adelsgüter auf dem Gebiet der Stadt Ahrweiler ist der Thurm bei Ahrweiler, auch Schenken-, Kauten- oder Roter Turm genannt.
Dieser Turm lag vor der Stadt im ehemaligen Dorf Gisenhofen, dort wo sich heute der Winzerverein befindet. Der Turm gehörte neben dem Weißen und dem Kolventurm zu den drei Geschlechtertürmen der Stadt Ahrweiler. Die Besonderheit des Turmes liegt in seiner Verbindung mit dem Schenkenamt des Erzstiftes Köln. Im Erzstift gab es vier hohe Erbämter: das des Erbhofmeisters, des Erbmarschalls, des Erbkämmerers und des Erbschenken. Das am Roten Turm klebende Amt des Erbschenken qualifizierte den Inhaber des Turmes zur Grafenbank des erzstiftischen Landtags.
Dieser Turm lag vor der Stadt im ehemaligen Dorf Gisenhofen, dort wo sich heute der Winzerverein befindet. Der Turm gehörte neben dem Weißen und dem Kolventurm zu den drei Geschlechtertürmen der Stadt Ahrweiler. Die Besonderheit des Turmes liegt in seiner Verbindung mit dem Schenkenamt des Erzstiftes Köln. Im Erzstift gab es vier hohe Erbämter: das des Erbhofmeisters, des Erbmarschalls, des Erbkämmerers und des Erbschenken. Das am Roten Turm klebende Amt des Erbschenken qualifizierte den Inhaber des Turmes zur Grafenbank des erzstiftischen Landtags.
Eine erste urkundliche Erwähnung findet der Turm im Klosterrather Zinsregister von 1140. Damals schien der Turm von Lehnsleuten des Grafen von Saffenburg bewohnt zu sein. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war er im Besitz der Familie Estas, einem Burgmannen-geschlecht der Grafen von Are.
Nach der Hochstadenschen Schenkung von 1246, als der größte Teil der Besitzungen der Grafen von Are an das Kölner Erzstift übergingen, ist dieser Turm unter Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden zum Ausstattungsgut des erzbischöflichen Schenken-Amtes geworden. Damit ist der Schenkenturm auch der einzige Lehnsbesitz gewesen, über den die Kölner Erzbischöfe (infolge der Hochstadenschen Erbfolge) seit 1246 im Stadtgebiet von Ahrweiler verfügen konnten.
Nach 1768 angefertigten Grund- und Aufrisszeichnungen ist der 1811 abgebrochene Turm eine Wasserburg gewesen, „von unregelmäßiger Form mit einem großen Rundturm in der Mitte und westlich davon gelegenen zweigeschossigem Wohngebäude“.
Zum Turm gehörten Weinberge, Wiesen, Wald, Fischweiher und Mühlen nebst einem Hof zu Bengen, der Schäferei zu Beller und der Zehnt zu Ringen. Nach den neuesten Forschungsergebnissen gehörte auch ein Hof in Kessenich zum Schenkengut. Dieser durchaus stattlich befestigte Herrensitz umfasste 11 Morgen Weingärten, 120 Morgen Ackerland und 28 Morgen Busch.
Über die Inhaber des erzstiftischen Schenkenamtes finden wir zunächst nur sporadische Hinweise. Zunächst fungiert Hermann Flecke (seit 1238) als Schenk des Erzbischofs Konrad. Auf Hermann folgt 1260 sein Sohn Mathias. Bis 1329 ist ein Lambertus als Schenk genannt, ohne dass seine Familie bekannt wäre. Entscheidend ist die Feststellung, dass sich der Turm spätestens seit 1323 immer im Besitz des Inhabers des erzbischöflichen Schenkenamtes befunden hat.
Der entscheidende Einschnitt ist dann aber die Belehnung seines Nachfolgers Conzo von Fischenich. Dieser besaß auch den Fischenicher Hof in der Ahrgasse zu Ahrweiler, später Blankartshof.
Conzo von Fischenich, der auch die Burg Kreuzberg an der Ahr erbaut hat, ist nach 1343 und vor 1346 verstorben. Über seine Witwe ist das erzbischöfliche Schenkenamt mit dem Turm dann 1364 an die Herren von Kerpen (Eifel) gelangt.
Das weitere Schicksal von Schenken-Amt und Turm – beide sind von 1360-1442 bei Kerpen, von 1442-1467 bei den Grafen von Virneburg und seit diesem Jahre schließlich im Besitz der Herzöge von Arenberg verblieben.
Im Jahre 1803 verkaufte die französische Regierung den Schenkenturm für 1650 Franc an den Tabakfabrikanten Konrad Bohl, der das Gebäude 1811 abreißen ließ.
Nur die dazugehörige Mühle bestand weiter. Diese Mühle wurde später nach ihrem letzten Besitzer Schicks Mühle genannt. Sie brannte 1927 nieder.
Heute bezeugt noch das erhaltene Mühlrad gegenüber der Ehrenwallschen Klinik von dem Standort dieser ehemaligen Mühle des Schenkenturms.
Chronologie
1140 Aug.28 | Eigengut des Ritters vom Turm zu Gisenrothe, das von Rudolf vom Turm geschenkte Allod am Hubach (Marienthal) wird erwähnt. (REK II 387); |
1246 | Schon 1246 wurde der adelige Besitzer der Wasserburg mit dem kölnischen Erbschenkenamt belehnt, also in demselben Jahre, als die Grafschaft zum Erzstift Köln kam. |
1247 | Theodericus Estas de Gisenhoven, Ritter. Estas ist der Nachname eines seit 1166 bezeugte Ministerialengeschlechtes des Grafen von Are. Die Besitzer des Roten Turmes hatten das Erbschenkenamt des Erzstiftes Köln inne. (MUB III 922) |
1259 Okt.21 | Als Zeuge genannt: Ritter Dietrich de Turri (MUB III 1502); |
1277 Febr.22 | Zeuge: Joannes de Turre (MRR IV 383); |
1293 Sept.27 | EB Sigfried von Köln hat Amtmann (officiatus) Johann vom Turm (de Turri) das Schloß Are zur Bewahrung übertragen (REK III 3398); |
1342 Jan.13 | Urkunde: Ritter Konrad Schenk von Ahrweiler (LHAK -Kurtrier 2,1077); |
1343 | tritt Conzo von Vischenich als Erbschenk des Erzstifts auf (dieser erbaute auch die Burg Kreuzberg). Conzo von Fischenich starb 1343 und seine Witwe Gude heiratete Konrad von Schöneck. |
1351 Juli 13 | Heiratsvertrag zwischen Johann, Sohn des Gerhard, Herr von Landskron, und Sophie, Tochter des Kunz von Fischenich. Johann bekundet u.a., daß er das Haus zum Turm (zo me Turne) zu Ahrweiler innerhalb von drei Jahren weder verkauft noch verpfändet. (Landskron 427); |
1354 Febr.22 | Sifart vom Turm und seine Ehefrau Eva verkaufen an den Ritter Johann von Landskron eine Rente von ihrer ganz beim Turm zu Gisenhoven gelegenen Mühle (Landskron 438); |
1357 | Heinrich von Vischenich und seine Ehefrau (geb.vom Turm) verkaufen ihren Anteil an der obersten Mühle, bei dem Turm zu Gysenhoven gelegen an Johann von Forst. (Guden II 198); |
1358 März 31 | Sophie von Fischenich, Frau zum Turm, übergibt ihr Recht und ihre Forderungen an die beim Turm gelegene oberste Mühle zu Gisenhoven, die den Eheleuten Sifart und Eva vom Turmgehört hatte, ihrem Neffen,Ritter Johann vom Vorst und dessen Frau Bela (Landskron 456); |
1364 Juni 14 | EB Engelbert von der Mark, belehnt Dietrich Herr zu Kerpen mit dem Schenkenamt, dem steinernen Turm bei Ahrweiler. (REK VII 141); |
1370 Okt.23 | Sophie vom Turm zu Ahrweiler überläßt ihrer Tochter Goitgin ihren Hof und ihr Gut zu Sechtem, der ihr wegen ihres verstorbenen Mannes Johann von Landskron, Goitgins Vater, als Wittum angewiesen war, und übergibt dieser mit Einverständnis ihres jetzigen Ehemannes Dietrich, Herr zu Kerpen, ihre Wittumsurkunde (Landskron 516); |
1375 Juni 25 | Pauline, die Witwe Hermanns von Vaes, erteilt ihre Zustimmung zu einer Stiftung ihrer Eltern Siegfried vom Turm und seiner Frau Eva. (UB Klosterrade 222), |
1410 Mai 19 | Johann von Polch u.a.bekunden:+ Dietrich von Polch, der Vater von Johann,war von denen von Ahrweiler auf dem Haus zum Turm bei Ahrweiler getötet worden. Es folgt nun eine Aussöhnung. (REK XI 2595); |
1429 | Johann Blankart erwirbt die Wasserburg in Gisenhoven vor dem Obertor von den Brüdern von Kerpen. Mit dem Erwerb des Roten Turmes erhielt Johann auch das Erbschenkenamt des Erzstiftes Köln für acht Jahre verpfändet. (Oidtmann Blatt A); |
1439 | Thomas von Kerpen wird von EB Dietrich von Moers mit dem Turm zu Ahrweiler und dem Erbschenkenamt belehnt. (EiflIa Ullustrata, S.445), |
1442 | Johann von Kerpen und seine Gemahlin Margarete von Thorn verkaufen den Turm vor Ahrweiler dat huyss zom thurme by Arwylre, mit dem erffschenkampt mit allem syme zubehore und dem Erbschenkenant dem Grafen Ruprecht von Virneburg (LHAK Panteleon 330); |
1443 Dez.26 | EB Dietrich belehnt den Graf Ruprecht von Virneburg mit dem Turm zu Ahrweiler und dem Erbschenkenamt. Dat Huyss zom Thurme by Arwylre gelegen, mit unserm ind unsess Gestychtes Erffschenkampt....(Günther IV 204); |
1445 Jan.1 | Robert Graf von Virneburg, Herr zu Saffenberg, wird vom Erzbischof von Köln mit allen seinen bisherigen kurkölnischen Lehen belehnt ...u.a.: Das Schenkenamt zu Ahrweiler (Günther IV 214); |
1445 Okt.3 | Die Brüder Ruprecht und Wilhelm, Grafen zu Virneburg, machen eine Erbteilung. Ruprecht als der Älteste erhält u.a.den Turm zu Ahrweiler mit dem Erzschenkenamt des Erzstifts Köln (Günther IV 214); |
1467 Juli 7 | Die jahrelangen Erbstreitigkeiten zwischen den Familien Arenberg und Virneburg werden beigelegt. Die Arenberger erhalten u.a. den Turm zu Ahrweiler (Roter Turm). (AAE 1073); |
1468 | Johann von der Mark,Herr zu Arenberg, Eidam des Grafen Ruprecht von Vírneburg, bezeugt, dass er alle den Turm zu Ahrweiler und das Erbschenkenamt betreffende Briefschaften erhalten habe. (Eiflia Illustrata S.446); |
1473 Dez.20 | „Adolph von der Mark, Sohn zu Arenberg, tut kund, dass ihn EB Ruprecht von Köln in das Erffschenkampt nemelich den Thorn by Arwylre gesetzt habe". (Eiflia Illustrata S.446); |
1474 April 14 - Mai 12 | „In dem selven jair wart Arwilre belacht van Buschof Ropert ind sine vrunden, ind laegen dairvur umbtrint 3 wechen, ind moisten dae mit schanden upbrechen". (Koehlhoffsche Chronik); |
1479 Juni 24 | Verpachtung der Mühle gegenüber dem Turm zu Gisenhoven. Da kein Bau von dieser Mühle vorhanden ist, sollen die Päch-ter das Haus bauen (Landskron 1262); |
1487 Sept.12 | Philipp, Graf von Virneburg, als Besitzer des Roten Turmes in Gisenhoven, und Bürgermeister und Rat der Stadt Ahrweiler, wollen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass die Kapelle des hl.Nikolaus in Gisenhoven, die bei der Belagerung Ahrweilers 1474 vernichtet wurde, wieder aufgebaut wird. (Laurentius 7); |
1500 | Eberhard von der Mark-Arenberg und seine Frau Margaretha verpfänden das Erbschenkenamt und den Turm bei Ahrweiler an den Grafen Philipp von Virneburg-Saffenburg. |
1510 | Eberhard von der Mark-Arenberg und seine Frau Margaretha verpfänden das Erbschenkenamt und den Turm bei Ahrweiler an den Grafen Philipp von Virneburg-Saffenburg. |
1512 | wurde der Turm wieder eingelöst. (Neu, S.81); |
1512 | Graf Eberhard von der Mark-Arenberg und Margaretha von Horn verpfänden den Turm bei Ahrweiler an den Grafen Dietrich von Manderscheid. Dietrich von Manderscheid wird noch |
1515 | beim Tode des Kölner Erzbischofs Philipp als Turminhaber und Erbschenk genannt. (NEU, S.81); |
1549 Juni 30 | EB Adolf von Köln belehnt den Grafen Johann von Ligne-Arenberg mit dem Turm bei Ahrweiler. Der Erzbischof weist darauf hin, dass der Turm und das Erbschenkenamt ein rechtes Mannlehen seien (NEU, S.81); |
1566 | Als Kurköln bei der Verteilung einer Kontribution von Arenberg wegen des Turms und Erbschenkenamtes 3000 Gulden verlangte, wehren sich die Arenberger Beamten. |
1566 | Das Arenberger Register veranschlagt die Einkünfte aus dem Erbschenkenamt und dem Turmmit 1180 Gulden. (NEU, S.80); |
1581 | Der Streit war noch nicht entschieden. (NEU S.82); |
1583 | Johann Mülner von Metternich hat die Arenberger Mühle zu „Lehen unser haus- und malmullen bey Arweyler gelegen zu unserem thorn daselbst gehorich". (NEU, S.80); |
1610/11 | Rechnung des Rentmeister Eberhard Schmitt für die Einnahmen und Ausgaben des Turmes vor Ahrweiler: Einnahmen: an Korn 106 Malter, Hafer 27 Malter, Hühner, Öl und an Geld 1123 Gulden. Ausgaben demgegenüber 1123 Gulden. Aus den Rechnungsunterlagen geht außerdem hervor, dass im Turm ursprünglich eine St.Nikolaus-Kapelle war, die aber 1611 nit gerust und gewiehet, so dass der Pfarrer von Ahrweiler wöchentlich zwei Messen in der stat uff St.Niclasaltar lesen mußte, für die der Turminhaber dem Pfarrer einen Zins zahlte. (NEU, S82 f) |
1669 | Aufgrund der im Jahre 1669 festgesetzten Regel über die Besteuerung der Güter im Erzstift Köln hat das Haus zum Turm(Roter Turm) ein steuerfreies Gut von sechs Morgen Weinberg, anderthalb Morgen Wiesen und eine Mühle, die sechs Malter Korn einbrachte. (Weidenbach 1847); |
1789 | Der Arenbergische Rentmeister Schopp schreibt an den Erzbischof von Köln und bat, den Turm einreißen zu dürfen. Er beschreibt den Turm, an dem das erzstiftische Erbschenkenamt hing: ein alter cylinderförmiger thurm und steinmassa....bestehe aus uraltem mauerwerk und sein nichts mehr nütze, denn die zeitt der alten thurm und schlösser aufgehöret undt nie mehr erscheinen wirdt. (LHAK Kurköln 1123) |
1802 Juni 9 | Nachdem Frankreich das linke Rheinufer übernommen hatte, ordnete der Konsularbeschluß die Einziehung sämtlicher Kirchengüter auch in den erworbenen linksrheinischen Gebieten an. Durch die Säkularisation wurde das Vermögen zum Staatseigentum erklärt. |
1803 Sept.15 | Versteigerung französischer Nationalgüter aus dem Kanton Ahrweiler: Herzog von Arenberg: 1 Haus, 1 Mühle, Bering; Käufer Konrad Bohl, Kaufmann aus Koblenz; Preis 1650 Franc. (LHAK 256/9922/1034) |
1806 | Auf der Tranchot-Karte ist der Turm noch als Ruine eingezeichnet. |
1811 | Der Tabakfabrikant Bohl lässt den Turm bei Ahrweiler, Roter Turm genannt, abreißen. An diesem Turm war ehemals das erstiftische Erbschenkenamt gebunden (NEU, S.83) |