Mundartabend 12.04.2019
Statt Kaffee gab es "Muckefuck"
Beim Mundartabend der Plattakademie Ahrweiler wurden Erinnerungen wach
Pressebericht von Thomas Weber, Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler 24.04.2019
Der zweimal im Jahr veranstaltete Mundartabend der Plattakademie des Ahrweiler Heimatvereins ertreut sich großer Beliebtheit. Durch das Programm bei der Frühjahrsausgabe am vorletzten Freitag führte Karl Heinen, der rund 100 Gäste in Bell's Restaurant begrüßen konnte. Sie hatten ihren Spaß bei den in Reimform oder Prosa vorgehaltenen Beiträgen der Rednerinnen, Redner und Musiker, die längst nicht nur aus Ahrweiler kamen. Drum war man auch nicht ausschließlich aufs genaue "Ahrweiler Platt" fixiert, auch wenn Heinen selbst einen Text von Mariaanne Slater mit genau dieser Überschrifl vortrug. Die Quintessenz: "oos Platt verliert mer net." Einmal Dialekt, immer Dialekt also. Brunhilde Dörr erzählte von der Nachkriegszeit, als die Kinder auf der Straße Verstecken oder Nachlaufen spielten und oftmals recht derbe Sprüche beim Auszählen von den Lippen kamen. Werner Schüller berichtete von seiner Messdienerzeit und dem Tag, an dem man dem Pastor den Messwein weggetrunken hatte. Mit dem Text eines Liedchens aus Köln erinnerte Christel Fritzen an so manch einen ablehnenden Spruch der Eltern, wenn die Kinder mal wieder große Wünsche hatten: "De Jeiß wull ene lange Stätz hann." übersetzt: Die Ziege wollte einen langen Schwanz. Sie bekam jedoch keinen.
Manfred Kollings recht eigenwillig interpretierte Weihnachtsgeschichte sollte verdeutlichen, wie Jesus zu seinem Namen kam, oder besser: wie der Rheinländer sich das vorstellen kann. Ob tatsächlich der groß gewachsene Balthasar mit dem Kopf gegen das Stallgebälk knallte und "Oh Jesses" ausrief, ist jedoch so nicht überliefert. Da stimmte schon eher die Story vom Lebenskünstler, die Johanna Gies vortrug und die vom Leben eines Mannes, der Krieg und Gefangenschaft erlebte, aussah. Auch Margret Nischalke blickte knapp 60 Jahre zurück und fragte, ob 1960 tatsächlich alles billiger war. Sie hatte damals die Preise notiert: 75 Mark Miete für eine Dreizimmerwohnung ohne Bad und ohne Heizung, acht Mark für einen Zentner Kartoffeln. Vom Stundenlohn konnte sich zwei Tafeln Schokolade kaufen und statt Kaffee gab es unter der Woche nur "Muckefuck." In diese Zeit passten auch die Bräuche der Junggesellen, von denen Lothar Pötschke berichtete. Da bekam jedes Mädchen einen Maibaum, Mailehen wurden zunächst gesteigert, am Maitag selbst fand der Antrittsbesuch statt. "Wenn man denn noch wusste, wo man des nachts einen Baum stellte", so Pötschke, der die Lacher auf seiner Seite hatte. An längst vergessenes Brauchtum, wie die "Maipolizei", erinnerte er ebenfalls. Anne Horst schließlich hatte Ephraim Kishons Satire eines Anrufs mit Einladung zum Chef nach Hause frei übersetzt. "War da nun ein Essen geplant, oder nicht?" Während Peter Kasper sich mit den Sternzeichen und dem "Hokuspokus" darum beschäftigte, erzählte Rita Lauter über Dinge "en un öm Ahrweile eröm." Fred Fritzen tischte zum Abschluss dem Auditorium noch ein "Kölsche Delikatesse" auf, ehe Tommy und Wolfgang Geller, die den Mundartabend musikalisch begleitet hatten, das obligatorische "Kutt jot heim" anstimmten.
Manfred Kollings recht eigenwillig interpretierte Weihnachtsgeschichte sollte verdeutlichen, wie Jesus zu seinem Namen kam, oder besser: wie der Rheinländer sich das vorstellen kann. Ob tatsächlich der groß gewachsene Balthasar mit dem Kopf gegen das Stallgebälk knallte und "Oh Jesses" ausrief, ist jedoch so nicht überliefert. Da stimmte schon eher die Story vom Lebenskünstler, die Johanna Gies vortrug und die vom Leben eines Mannes, der Krieg und Gefangenschaft erlebte, aussah. Auch Margret Nischalke blickte knapp 60 Jahre zurück und fragte, ob 1960 tatsächlich alles billiger war. Sie hatte damals die Preise notiert: 75 Mark Miete für eine Dreizimmerwohnung ohne Bad und ohne Heizung, acht Mark für einen Zentner Kartoffeln. Vom Stundenlohn konnte sich zwei Tafeln Schokolade kaufen und statt Kaffee gab es unter der Woche nur "Muckefuck." In diese Zeit passten auch die Bräuche der Junggesellen, von denen Lothar Pötschke berichtete. Da bekam jedes Mädchen einen Maibaum, Mailehen wurden zunächst gesteigert, am Maitag selbst fand der Antrittsbesuch statt. "Wenn man denn noch wusste, wo man des nachts einen Baum stellte", so Pötschke, der die Lacher auf seiner Seite hatte. An längst vergessenes Brauchtum, wie die "Maipolizei", erinnerte er ebenfalls. Anne Horst schließlich hatte Ephraim Kishons Satire eines Anrufs mit Einladung zum Chef nach Hause frei übersetzt. "War da nun ein Essen geplant, oder nicht?" Während Peter Kasper sich mit den Sternzeichen und dem "Hokuspokus" darum beschäftigte, erzählte Rita Lauter über Dinge "en un öm Ahrweile eröm." Fred Fritzen tischte zum Abschluss dem Auditorium noch ein "Kölsche Delikatesse" auf, ehe Tommy und Wolfgang Geller, die den Mundartabend musikalisch begleitet hatten, das obligatorische "Kutt jot heim" anstimmten.