Mundartabend 13.04.2018

Wer kaut schon gerne „Jänseblömsche“

Pressebericht von Thomas Weber, Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler

Beim Mundartabend der Plattakademie Ahrweiler wurde viel gelacht
 
20180413 190412 RB460220180413 190245 RB4599Der zweimal im Jahr veranstaltete Mundartabend der Plattakademie des Ahrweiler Heimatsvereins erfreut sich großer Beliebtheit. Organisator Rainer Sturm konnte bei der Frühjahrsausgabe am vergangenen Freitag rund 120 Gäste in Bell‘s Restaurant begrüßen. Sie hatten ihren Spaß bei den in Reimform oder Prosa vorgehaltenen Beiträgen der Rednerinnen, Redner und Musiker, die längst nicht nur aus Ahrweiler kamen. Drum war man auch nicht ausschließlich aufs genaue „Ahrweiler Platt“ fixiert. Das machte schon zum Auftakt die Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim klar, die neben dem Ahrburgunderlied auch mit Melodien aus dem unendlichen Fundus kölscher Lieder aufwartete. Die, die dann ans Mikrofon traten, berichteten vielfach über die „gute alte Zeit.“ Margret Nischalke beispielsweise brach eine Lanze für „Oss Mottesprooch“ und verteufelte die modernen Anglizismen. „Ene Verzäll hürt sich vill besser an, als ene Talk.“ Brunhilde Dörr rief den „Wente en menge Kendheit“ in Erinnerung und sprach die schneereichen Wintertage an, als man am Silberberg Schlitten fuhr und sich abends am Feuer in der Küche wärmte. Das bedeutete nicht nur für die Kinder in der Nachkriegszeit trotz der Armut einen großen Reichtum. Die Zeit schritt voran und Manfred Kolling sprach über fortschreitende Jahre: „Su wiert me alt.“ Dass er in seinem Text Neuenahr nicht erwähnen durfte, sorgte bei den Ahrweilern für besonderen Spaß.
Johanna Gies wunderte sich derweil über „De Spaten-Pauli“ in ihrem Garten und meinte den Maulwurf, der wohl schon für die Landesgartenschau gräbt. Ihn würde sie lieber in Nachbars Garten gehen. Weniger vom Garten, als von blühenden Wiesen, berichtete Anne Horst. Sie trug einen Text der erst kürzlich verstorbenen Helga Kreil vor. War die Wiese früher ein wunderbarer Spielplatz, so bietet sie heute auch vielen Menschen Nahrung. Anne Horst ist für den Wildkräutersalat aber nicht zu begeistern: „Wenn oose Herrjott jewollt hätt, dad ech Jänseblömsche käue sol, hätt e mesch doch einfach als Koh op den Welt kunn losse.“
20180413 204952 RB4619Die anstrengende und viele Arbeit im Weinberg stellte Peter Kasper in den Mittelpunkt seines Vortrags und zog den Vergleich: „Für jedes Dröppche Wing floss e Dröppche Schweiß.“ Essen und Trinken waren weitere Schwerpunkte des Mundartabends. Antonius Kohlhaas stellte Obst und Gemüse, also „Obs on Jemöös“ im Ahrweiler Dialekt vor: Kappes, Schavur, Krünchele oder Murre. Auch Lothar Pötschke berichtete über Nahrhaftes. Man habe in der Kindheit „Morbelle“ gepflückt und für einen Groschen auf dem Markt verkauft, für Schnecken aber gab es in den Neuenahrer Feinkostläden fünf Mark. Fred Fritzen verschlug es schließlich die Welt der Sagen. Als „kölsche Siechfried“ wäre er zumindest nicht beim Trinken von Wasser besiegt worden. „Der hätt besser Wing jedrunke, dann wör nix passiert.“ Fritzens Frau Christel sprach dann zu vorgerückter Stunde noch über den Seniorensong „He deht et wieh und do deht et wie“, ehe Tommy Geller die gutgelaunte Mundartrunde mit dem obligatorischen „Kutt jot heim“ in den Abend entließ.