Nach
den Dankesworten von Dr. Tappe, Ortvorsteher Gies und des Vertreters des
Tourismusbüros Andreas Wittpohl erläuterte der Künstler Franz Ulrich
seine Arbeit.
„Wir
stellen Ihnen das neue Bronzerelief vor, das an geeigneter Stelle auf dem
Marktplatz Aufstellung gefunden hat. Dieses Stadtmodell ist für sehende,
aber auch für sehbehinderte, Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch
für Kinder und vor allem für die Besucher unserer Stadt konzipiert.
Da
ist zunächst einmal der Grundriss dargestellt. Die vollständig erhaltene
Stadtbefestigung in Ellipsenform begrenzt die Innenstadt in erhabener
Form, während die Straßen in etwas vertiefter Form ersehen und ertastet
werden können.
Beide
Darstellungen, also Stadtmauer und Straßen, sind genau maßstäblich
angeordnet. Die Wehrmauern mit Türmen, Toren und Wassergräben zum Schutz
der Bürger wurden der Mithauptstadt Ahrweiler vom Erzstift Köln vor ca.
750 Jahren privilegiert.
Die
vier in alle Himmelsrichtungen zeigenden Stadttore sind die Stadteingänge.
In späterer Zeit kamen zwei Stadtmauerdurchbrüche am Alten Bau und an
der Plätzerstraße hinzu.
Der
unvergessene Bernhard Kreutzberg schreibt:
"
... und ein Wunder kann man es nennen, dass im 19. und 20. Jahrhundert,
als in ganz Deutschland mittelalterliche Mauern und Stadttore geschleift
wurden, um Geschäftsstraßen und dem immer mehr zunehmenden Straßenverkehr
Platz zu bieten, in Ahrweiler die den Bürgern eigene Bescheidenheit und
das Maßhaltekönnen den Abbruch der mittelalterlichen Strukturen
verhinderten und in Ahrweiler als eine der wenigen Städte in Deutschland
Stadtmauer und Tore erhalten blieben."
Beim
Modellieren der 14 hier dargestellten historischen Gebäude kam dem
Künstler noch
einmal ins Bewusstsein, welche Fülle von wertvollem Kulturgut wir in
unserer Stadt besitzen, um das uns bestimmt andere Städte beneiden.
Anhand
dieses Stadtreliefs kann man den Besucher zu einem Spaziergang in unsere
Innenstadt einladen.
Wenn
wir unseren Spaziergang nun an unseren Stadttoren beginnen, so stellen wir
gleich fest, dass jeder Torturm seine architektonische Eigenart aufweist,
obwohl doch alle im 13. bis 15. Jahrhundert erbaut wurden.
Das
Obertor, auch Giesemer Porz genannt, ist mit reichem baulichem Schmuck
versehen, dem gotischen Fries, unterhalb der wunderschönen vier Ecktürmchen.
Die eingemauerten Steinkugeln erinnern an die Belagerung durch die Truppen
des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz im Jahre 1474.
Das
Ahrtor ist das größte der vier Stadttore und ist ausgestattet mit zwei
seitlich flankierenden dreigeschossigen Halbschaltürmen. Am 29.Januar
1945, bei dem großen Bombenangriff auf Ahrweiler, wurde das Tor nahezu
vollständig zerstört. Zu Beginn der 5oer Jahre erfolgte der Wiederaufbau
bis zur Vollendung 1958.
In
diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, dass der damalige Bürgermeister
Christian Ulrich 195o, auch zu diesem Zweck weitblickend den Heimatverein
Alt-Ahrweiler ins Leben gerufen hat. Im Laufe der Jahrzehnte kamen jedoch
viele weitere Aufgaben auf den Verein zu. Das Adenbachtor wird als
Hauptzugang zu den Weinbergen auch Winzertor genannt. Der Oberbau wurde
1689 eingeäschert. 1974 wurde auf dem vorhandenem Torbogen das jetzige
Fachwerkgeschoss mit Walmdach aufgesetzt.
Das
Niedertor, auch Rheintor genannt, schließt nach Osten hin den noch völlig
erhaltenen Mauerring der Stadtbefestigung. Die Außenansicht zeigt das von
zwei unterschiedlichen Seitentürmen flankierte massive Bauwerk mit dem
wuchtigen Mansarddach.
Der
Bitzenturm liegt zwischen dem Obertor und dem Ahrtor in der
Stadtbefestigung. Er ist ein nach innen offener fünfgeschossiger
Halbschalenturm, und ist hier im Modell von innen dargestellt.
Der
Kanonenturm ist ein Halbschalenturm, ähnlich wie die beiden Halbtürme
des Ahrtores. Der Turm war mit Kanonen bestückt, die erstmals 1626 im
Ratsprotokoll erwähnt wurden.
Wir
verlassen nun die Wehrbefestigungsanlagen und gehen zum Marktplatz zum
Wahrzeichen von Ahrweiler,
zur St. Laurentius-Pfarrkirche. Sie ist die älteste
gotische Hallenkirche des linken Rheinlandes. Die Kirche, Mittelpunkt auf
dem Marktplatz, ist mit ihrem weithin sichtbaren Turm "Schutzwürdiges
Kulturgut" im Sinne der Haager Konvention, wie im übrigen auch die
Stadttore.
Das
Pfarrhaus wurde 1773 erbaut und ist ein zweigeschossiger Rokokobau von fünf
Achsen mit Mansarddach. Das Gebäude ist eine weitere Zierde des
Marktplatzes.
Die
Zehntscheuer der Pfarrei diente zur Naturalabgabe des Kirchenzehnten, der
an die Dezimatoren abgeliefert werden musste. Der niedrige Bruchsteinbau
mit hohem Walmdach zeigt im Keilstein der Toreinfassung die Jahreszahl
1743. Die Zehntscheuer dient heute als Pfarrsaal.
Das
ehemalige Rathaus wurde um 178o als zweigeschossiger Spätbarockbau mit
Mansarddach zunächst für die Stadtwache errichtet, ordnet sich der im
Mittelpunkt der historischen Altstadt stehenden St. Laurentius Kirche
unter, verkörpert aber mit reichen Verzierungen und Bildhauerarbeiten in
Werkstein, dem Stadtwappen, umgeben von einer Trophäenschau und
vertikalen Gliederungen Ahrweiler Bürgerstolz.
Der
Weiße Turm im Ursprung als gotischer Wohnturm ältestes Gebäude von
Ahrweiler erhielt im 18. Jh. nach dem weißen Habit der Steinfelder Mönche
seinen Namen. Die Italienische Barockhaube wurde von den Grafen von
Stein-Kallenfels errichtet und prägt weithin das Stadtbild.
Die
ehemalige Synagoge wurde 1894 im orientalischen Stil von der jüdischen
Gemeinde errichtet. Während der sogenannten Kristallnacht 1938 wurde sie
zerstört. Der Bürgerverein Synagoge hat sie in den 90 er Jahren von
innen und außen renoviert. Seitdem finden hier kulturelle Veranstaltungen
und Ausstellungen statt.
Der
Blankartshof ist ein zweigeschossiger, schlichter Barockbau mit Walmdach
von 1680. Er wurde auch zeitweise von der Familie Blankart bewohnt. Heute
ist im 1.Geschoß das Stadtarchiv untergebracht. Im Erdgeschoss befindet
sich die Tourist-Information.
Das
Wolffsche Haus in der Niederhutstraße ist im Jahre 1621 erbaut worden. Es
war im 18. Jh. Sitz des Stadtgerichtes von Ahrweiler. Über figurierten Stützen
ragt ein aus dem Achteck konstruierter Erker mit geschweifter
Schieferhaube hervor.
Alle
erwähnten Gebäude haben im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Bronzetafel
bekommen, die gemeinsam vom Heimatverein und von der Stadt finanziert und
mit dem entsprechenden Text versehen wurden.
Wir
schließen den Rundgang durch unsere geschichtsträchtige Stadt ab. Wir können
stolz sein auf unser wertvolles historisches Kulturgut in dieser Vielfalt.
Möge
dieses Bronzerelief in Form des Stadtbildes Anklang finden und den
Besuchern Orientierung bieten und somit seinen Zweck erfüllen.“
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