Page 10 - Ahrweiler Mundart ABC
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Einführung
Einführung
Rund um den Globus sind in allen Ländern der Erde, je nach Kulturkreisen die verschieden-
artigsten Dialekte, Mundarten, in Deutschland häufig „Platt“ genannt, anzutreffen. Mundart-
liche Sprache drückt wesentliches, meist tieferes Volksempfinden sowie den Volkscharakter
viel intensiver und präziser aus als die meist von Obrigkeiten verordnete Schrift- oder Amts-
sprache.
Durch verschiedenste Einflüsse wurde das Platt, besonders im Rheinland, in den letzten Jahr-
zehnten immer mehr zurückgedrängt und gesellschaftlich abgewertet. Zunehmende Mobi-
lität zu Lasten der früheren Heimatverbundenheit, Zunahme ausländischer Sprach- und
Sprechgewohnheiten, Juristifizierung des Alltagslebens, sozialer Aufstieg und auch schuli-
sche Einwirkungen, um nur einiges zu nennen, ließen alle die Personen als „ungebildet“
erscheinen, die rheinische Mundart sprachen. Wer will schon als „ungebildet“ dastehen? Vie-
les im Sprachfeld der Mundarten ist bereits historische Vergangenheit.
Mundart ist, wie jede Sprache auch einem zeitlichen und kulturellen Wandel unterworfen.
Ursächliches soll hier nicht weiter untersucht werden. Begriffe und Wörter verschwinden,
Klangveränderungen sind zu hören, Wörter wandeln sich, Neues kommt hinzu. Diese
Erscheinungen sind natürlich auch im fränkisch-ripuarischen Stammgebiet Köln zu beobach-
ten. Gerade im östlichen Teil des Kreises Ahrweiler, wo sich altniederfränkische und mosel-
fränkische Sprachwurzeln und Dialekte überschneiden und zum Teil mischen, ist eine große
Differenziertheit in der Mundart zu beobachten. Soweit es sich um ehemals kurkölnisches
Herrschaftsgebiet handelt, ist der Wort-Stamm meist sinngleich, obwohl Sprachmelodie und
Wortduktus Unterschiede hörbar machen.
Beispiele: Mist Mäss (Heimersheim, Sinzig, Neuenahr u.a.)
Mist Mess (Ahrweiler, Bachem, Walporzheim u.a.)
Mist Moss (Dernau, Mayschoss, Marienthal u.a.)
Diese Tatsachen hat bereits Dr. Peter Joerres 1888 in seiner Untersuchung „Sparren, Spähne
und Splitter, von Sprache, Sprüchen und Spielen, aufgelesen im Ahrtal“, P. Plachners`s
Buchdruckerei, 1888 festgehalten.
Auch unter zeitlichen Aspekten ist eine hohe Sprachmutation zu beobachten. Für den ausge-
wählten Dokumentationsbereich der Ahrweiler Mundart soll dies an einigen Beispielen
gezeigt werden. Im Zeitraum der etwa letzten hundert Jahre wandelten sich beispielsweise:
Tasche Taisch Täsch Tösch Tasch
Brett Breet Brätt Bret Brett
seibern seivere saibele sabbele saibere
Kind Ken Känd Kend
zwischen töschen zwösche zweschen
Weitere Beispiele finden sich im Bereich des Handwerks und der Landwirtschaft:
Krummhobel – Krommhubbel – heute im Platt nicht mehr gebräuchlich,
Egge Äät Ääsch heute im Platt nicht mehr gebräuchlich,
Fahrkuh Fah`koh Fah`köösche heute im Platt nicht mehr gebräuchlich.
Mit dem Ausfall ganzer Berufszweige verschwinden also im Sprachgebrauch diesbezügliche
Fachbegriffe und ganze Wortfelder, übrigens nicht nur in der Mundart. Gründe und Auslöser
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