Page 22 - Quellen_Band_8
P. 22

Einführung

           Weitere kleinere Ausgaben betrafen die Beisteuer für die Matthiasprozession
           nach Trier und die Bornhofenwallfahrt, Ausgaben für Zölle, für Almosen bei
           Brandkatastrophen in anderen rheinischen Städten.
           In Notjahren wie 1770/71 kaufte die Kommune in großen Mengen Korn auf, um
           dieses dann an die notleidende Bevölkerung weiter zu verkaufen. Diese Korn-
           gelder waren durchlaufende Posten.
           Finanziell  schwerer  wiegen  die  Ausgaben  der  Stadt  für  die  St.  Sebastianus-
           Schützenbruderschaft. Hier kam der öffentliche Haushalt für alle Sachausgaben
           beim Schützenfest auf. Die Anfertigung des Königsvogels, dessen Anbringung
           auf der Spitze des Ahrtores, die Absperrungsmaßnahmen, der Pulverkauf, die
           Bezahlung der Kanoniere beim Salutschießen, die Verköstigung der Schützen
           mit Wein und das Ehrengeschenk in Form von Bargeld für den neuen Schützen-
           könig wurden aus der Kasse des Baumeisters finanziert. Im Juni 1740 ließ die
           Stadt bei dem Kölner Fahnenmacher Hubert Lauterborn für die Schützen eine
                                               14
           Fahne im Wert von 68 tlr cur anfertigen.  Weiter belohnten die Ratsherren die
           Junggesellen mit einem Weindeputat, wenn diese sehr dekorativ die Prozessio-
           nen begleiteten.

           Die Rechnungsbilanz von 1695 bis 1793/94
           Die Saldierung weist aus, dass die Kassenlage im 18. Jahrhundert durchweg gut
           war (vgl. Tab. 7). Von 43 auswertbaren Jahren weisen 33 Jahre einen Bilanzüber-
           schuss aus. Das sind immerhin 78,6% aller Rechnungsjahre. Indes legt der Refe-
           rent des Hofrates in dem schon erwähnten Bericht den Finger in die Wunde: „Im
           jahre 1787 betrug sich der ganze Empfang von den ordentlichen Simpeln, dem
           Köttergelde, und den übrigen zu der Simpelsrechnung gehörigen gefällen zu-
           sammen zu 12802 gld und 15 alb köllnisch; - die ausgaben hingegen... zu 10815
           gld 13 alb kölnisch, - überschuß also ware in diesem jahre 1787 gld und 2 alb;
           der ordnung nach hätte dieser überschuß zur Stadtcaßa gleich abgeliefert und
           vom Stadtrath in seiner Hauptrechnung, welche dieser über den eingehenden
           schaz und dem ganzen städtischen Caßa zustand führet, eingetragen werden
           müßen. “ Damit ist die ganze Misere der Kassenführung genau beschrieben.
                  15
           1785/86 verwaltete der Baumeister Johann Georg Monreal die Stadtkasse und
           rückte die überschüssigen Gelder nicht heraus – auch weil jahrelang immer noch
           Nachforderungen an ihn gestellt wurden. So fand u.a. am 14. Praireal 6 (2. Juni
           1797) vor dem Vergleichsbüro der Kantonsverwaltung zu Altenahr ein Prozess
           um die noch ausstehenden Gelder statt. Erst im Jahre 1816 (also 30 Jahre nach



           14  QAW, Bd. 5, S. 399.
           15  QAW, Bd. 2, S. 488.
                                                                               21
   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27