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Einführung
Weitere kleinere Ausgaben betrafen die Beisteuer für die Matthiasprozession
nach Trier und die Bornhofenwallfahrt, Ausgaben für Zölle, für Almosen bei
Brandkatastrophen in anderen rheinischen Städten.
In Notjahren wie 1770/71 kaufte die Kommune in großen Mengen Korn auf, um
dieses dann an die notleidende Bevölkerung weiter zu verkaufen. Diese Korn-
gelder waren durchlaufende Posten.
Finanziell schwerer wiegen die Ausgaben der Stadt für die St. Sebastianus-
Schützenbruderschaft. Hier kam der öffentliche Haushalt für alle Sachausgaben
beim Schützenfest auf. Die Anfertigung des Königsvogels, dessen Anbringung
auf der Spitze des Ahrtores, die Absperrungsmaßnahmen, der Pulverkauf, die
Bezahlung der Kanoniere beim Salutschießen, die Verköstigung der Schützen
mit Wein und das Ehrengeschenk in Form von Bargeld für den neuen Schützen-
könig wurden aus der Kasse des Baumeisters finanziert. Im Juni 1740 ließ die
Stadt bei dem Kölner Fahnenmacher Hubert Lauterborn für die Schützen eine
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Fahne im Wert von 68 tlr cur anfertigen. Weiter belohnten die Ratsherren die
Junggesellen mit einem Weindeputat, wenn diese sehr dekorativ die Prozessio-
nen begleiteten.
Die Rechnungsbilanz von 1695 bis 1793/94
Die Saldierung weist aus, dass die Kassenlage im 18. Jahrhundert durchweg gut
war (vgl. Tab. 7). Von 43 auswertbaren Jahren weisen 33 Jahre einen Bilanzüber-
schuss aus. Das sind immerhin 78,6% aller Rechnungsjahre. Indes legt der Refe-
rent des Hofrates in dem schon erwähnten Bericht den Finger in die Wunde: „Im
jahre 1787 betrug sich der ganze Empfang von den ordentlichen Simpeln, dem
Köttergelde, und den übrigen zu der Simpelsrechnung gehörigen gefällen zu-
sammen zu 12802 gld und 15 alb köllnisch; - die ausgaben hingegen... zu 10815
gld 13 alb kölnisch, - überschuß also ware in diesem jahre 1787 gld und 2 alb;
der ordnung nach hätte dieser überschuß zur Stadtcaßa gleich abgeliefert und
vom Stadtrath in seiner Hauptrechnung, welche dieser über den eingehenden
schaz und dem ganzen städtischen Caßa zustand führet, eingetragen werden
müßen. “ Damit ist die ganze Misere der Kassenführung genau beschrieben.
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1785/86 verwaltete der Baumeister Johann Georg Monreal die Stadtkasse und
rückte die überschüssigen Gelder nicht heraus – auch weil jahrelang immer noch
Nachforderungen an ihn gestellt wurden. So fand u.a. am 14. Praireal 6 (2. Juni
1797) vor dem Vergleichsbüro der Kantonsverwaltung zu Altenahr ein Prozess
um die noch ausstehenden Gelder statt. Erst im Jahre 1816 (also 30 Jahre nach
14 QAW, Bd. 5, S. 399.
15 QAW, Bd. 2, S. 488.
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