Page 14 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 3
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Einführung
           Im  Übrigen  würde  die  Gesamtedition  aller  erhaltenen  Stadtrechnungen  den
           vorgegebenen Rahmen sprengen. Um aber dem Leser einen Überblick über die
           finanzielle  Lage  der  Stadt  Ahrweiler  zu  geben,  ist  im  Weiteren  ein
           summarischer Überblick beigefügt.
           Wichtig zum Verständnis der Rechnungen ist der jeweilige lokale historische
           Hintergrund. Für die erste Gruppe der Rechnungen bis 1510 ist wohl das Jahr
           1474  von  großer  Bedeutung.  Während  der  erzstiftischen  Fehde  belagerten
           Truppen  des  Erzbischofs  Ruprecht  im  Frühjahr  1474  unter  dem  Kommando
           des  Grafen  von  Manderscheid  drei  Wochen  die  kleinste  der  kurkölnischen
           Mithauptstädte,  ohne  sie  allerdings  einnehmen  zu  können.  Die  Koelhoffsche
           Chronik  verzeichnet für das Jahr 1474: In dem selven jair wart Arwilre belacht van
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           buschof Ropert ind sinen vrunden, ind laegen daivur umbtrint 3 wechen, ind moisten
           dae  mit  schanden  upbrechen.  Sicherlich  hatte  diese  Belagerung  in  der  Stadt
           erhebliche  Schäden  hinterlassen.  Verschossene  Kanonenkugeln  des  Bela-
           gerungsheeres  sind  heute  noch  im  Obertor  zu  besichtigen.  Beim  Abzug  der
           Belagerer wurden drei der „ingehörigen“ Dörfer und alle zur Stadt gehörenden
           Weinstöcke  und  Obstbäume  ausgehauen.  Mit  der  Vernichtung  der  bürger-
           lichen Existenz scheint auch für längere Zeit die Stadtentwicklung einen deut-
           lichen Knick erhalten zu haben .
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           Für die zweite Gruppe der Baumeisterrechungen sind die lokalen Kriegserei-
           gnisse in den Jahren 1632/33 von Bedeutung. Im Dezember 1632 eroberten die
           Schweden  das  gesamte  Ahrtal  einschließlich  der  Stadt  Ahrweiler.  Die  Stadt
           ergab sich fast kampflos. Allerdings haben sich die Schweden wieder zurück-
           gezogen. Danach kamen kurfürstliche und kaiserliche Truppen nach Ahrweiler
           ins  Quartier.  Brandschatzungen,  Kontributionen  und  Kommis  belasteten  die
           Bevölkerung in ganz erheblichem Maße. Auch die Rechnungen der Jahre 1677-
           1680  müssen  auf  einem  kriegerischen  Hintergrund  interpretiert  werden.  Die
           Auswirkungen der französischen Expansionspolitik mit ihren Reunionskriegen
           reichten  bis  ins  Ahrtal.  Es  sollte  allerdings  in  den  kommenden  Jahren  noch
           schlimmer kommen.

           Die Gliederung der Rechnungen
           Die  Kurmeisterrechnungen  und  die  Rechenhefte  sind  bis  1510  nach  einem
           gewissen Schema angelegt:
                  Zum allgemeinen Nutzen (Ad usus communes)
                  Für verschiedene (Stadt-) Arbeiten (Pro diversis laboribus)
                  Für die Berittenen (Pro equestribus)




           5  Die Chronik der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Band 14, Cöln, dritter Band, S.
           830, Nachdruck, Stuttgart 1968.
           6  Dazu ausführlicher: Hans-Georg Klein, Die Belagerung Ahrweilers 1474 -  Eine Episode aus der
           Kölner Stiftsfehde,  S. 66-69, Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1999.
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