Page 16 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 3
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Einführung
           Die Einnahmen

           Die umfangreichsten Einnahmen bezog die Stadt aus dem Schatz. Diese kom-
           munale Schatzpflicht begegnet uns zum erstenmal am 2. Februar 1277 in einem
           Streit zwischen dem Kloster Steinfeld und der Ahrweiler Stadtgemeinde.
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           Wichtigstes  Instrument  für  die  kommunale  Steuererhebung  war  das  Schatz-
           buch, auch Summen- oder Bedebuch genannt. Dieses Schatzbuch, ein ungefähr
           um 1350 angelegter und bis 1660 fortgeführter Pergamentkodex, gehört zu den
           größten Kostbarkeiten des Stadtarchivs .
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           Eine Mitteilung des zeitigen Stadtschreibers Schöneck  vom August 1631 gibt
           einen Einblick auf die Funktion des Schatzbuches: Nach dem uralter gewonheitt
           gemeß, das jedes Jars das Schatzbuch zu richtigmachung des Schatzes vor den Rech-
           nungen pflegt uffgelacht zu werden, alß soll dasselbige heut uber acht Tag, welcher ist
           der 24 dieses Monats Augusti eroffnet und uffgelacht werden, welche schatzbaren und
           erbpachts Guter ab,  und uffsetzen zu laßen hetten,  solden sich uffs Burgerhauß wie
           gewonlich, verfugen, und die richtigkeitt daruber besehen.
           Der Anschlag pro Morgen wechselte je nach der Höhe der Simpel, so daß der
           jährliche Schatz die  fällige Landessteuer per Anno abdeckte. Im 17. Jahrhun-
           dert  reichten  die  Schatzeinnahmen  für  die  Zahlung  der  Landessteuer  offen-
           sichtlich nicht mehr aus. Die Mittel für die Simpla wurden in einem gesonder-
           ten Umlageverfahren von den Bürgern durch den Baumeister eingezogen.
           Nicht  für  den  Schatz  herangezogen  wurde  das  „Baumeisteramt“  –  nicht  zu
           verwechseln mit dem städtischen Baumeisteramt. Diese nicht zu schatzenden
           Liegenschaften  waren  die  des  Prümer  Klosterhofes,  die  als  Herrenland  vom
           prümischen  Baumeister  bearbeitet  wurden.  Auch  das  sonstige  Klosterland
           wurde nur mit Einschränkung geschatzt. Die vielen Prozesse der Stadt mit den
           Klöstern  bezeugen  die  nie  restlos  geklärte  Gemengelage  in  Bezug  auf  die
           Schatzung.
           Der Schatz wurde jährlich, nachdem der Rat die Hebezettel angefertigt hatte,
           vom Schatzbürgermeister eingezogen. Dieses Amt war wohl das unbeliebteste
           Amt  in  der  ganzen  Stadt.  Nachdem  Simon  Knieps  aus  Walporzheim  am  9.
           Dezember 1633 zum Schatzbürgermeister gewählt worden war, hatte ihm der
           Stadtschreiber Johann Schöneck das Schatzbuch geben wollen. Knieps lehnte es
           ab.  So beschied ihn der Bürgermeister vor den Rat. Auch hier wollte Knieps
           das Schatzbuch nicht annehmen. Eine Woche später kam der Rat dem desig-
           nierten Schatzbürgermeister entgegen. Wegen der Beschwerlichkeit der Zeiten
           wurde ihm neben den seit Alters her gezahlten 26 gld und drei Talern von der
           Erhebung der Erbpacht eine Gehaltserhöhung um 13 ½ gld bewilligt, so daß er
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           nun 54 gld erhielt.  Die Querelen um das Amt hielten an. 1635 beschloß der

           7  Urkundenbuch der Abtei Steinfeld, bearb. Ingrid Joester, Nr. 140, Köln-Bonn 1976.
           8  StaA A 347, S. 1-703 (Seiten 479/480, 685 bis 701 herausgerissen).
           9  StaA A 208, S. 420.
           10  StaA A 209, S. 158.
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