Page 582 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 5
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1744-1747


           Nachmittags  kündigt  der  Vikar  Riskirchen  zwei  Kapitalien,  eins  über  100  tlr
           und eins über 13 ½ tlr. Beide Kapitalien stehen auf der minderjährigen Tochter
           des  verstorbenen  Wilhelm  Burbach,  die  Professe  in  Andernach  ist.  Da  der
           Baumeister das Geld hat, soll er die Kapitalien ablegen. Ein Kanzleibote über-
           bringt ein kurfürstliches Schreiben über die Dukaten, Carls d´or, französische
           und spanische Sonnen, Schilder, Pistolen, Kronenstücke, Taler und Kopfstücke.
           Das Schreiben soll morgen publiziert werden.

                1747 – Freitag, den 17. Februar
           Der Rat prüft einen von Soldaten verübten Vorfall. Diese haben am hellen Tag
           an Rütgers Haus sämtliche Fensterscheiben eingeworfen. Auch der Baumeister
           führt Klage gegen den Soldaten Bornheim. Als er, der Baumeister, mit seinem
           Simpelhebbuch durch die Straße ging, sei der Soldat auf ihn zu gelaufen, habe
           ihn mit dem blanken Bajonett auf den Kopf geschlagen und gegen eine Haus-
           wand gestoßen. Dann erscheint Johann Müsch und klagt ebenfalls gegen den
           Soldaten Bornheim. 437
           Er, Müsch, habe an Baumeister Appels Tür mit Matheis Tibaut gestanden, da
           habe  Bornheim  ihm  mit  dem  bloßen  Bajonett  auf  den  Kopf  geschlagen.  Aus
           seiner Kopfwunde sei das Blut geflossen. Dann sei er von 5 bis 6 Soldaten mit
           dem bloßen Bajonett in der Hand bis zum Niedertor verfolgt worden. Der an-
           wesende  Ratsverwandte  Rüttger  gibt  zu  Protokoll,  ihm  hätten  die  Soldaten
           neun Fenster eingeworfen. Er verlangt Wiedergutmachung. Im Rat wird dann
           eine  Klageschrift  des  Hauptmanns  von  Schorlemmer  verlesen.  Dieser  klagt
           seinerseits gegen Rüttger. Rüttger erklärt, er habe zur Verhütung eines Streits
           zwischen den kurkölnischen und den österreichischen Soldaten keinen Wein
           mehr  ausgeschenkt.  Zudem sei es schon Mitternacht gewesen. Dann  habe er
           einem Soldaten wegen nicht gezahlter Zeche den Hut abgenommen. Er, Rütt-
           ger, verlange vom Hauptmann Genugtuung wegen der eingeworfenen Fenster.
           Die Soldaten hätten ihn mit Kot und Steinen beworfen. Dafür verlange er ihre
           Bestrafung durch den Hauptmann. Angesichts von etwa 100 Menschen seien
           die  Soldaten  mit  dem  Bajonett  auf  ihn  losgegangen  und  hätten  ihn  mit  dem
           Tod bedroht. 438
           Michel Göddertz erscheint und berichtet, am 14. dieses Monats hätten ihm die-
           selben Soldaten die hölzernen Laden und die Glasfenster zerschmettert, weil er
           ihnen nichts verzapfte. Er habe den Soldaten gesagt, er habe weder Wein noch
           Bier oder Apfeltrank im Haus. Der Soldat Schmitz habe daraufhin sein Bajonett
           gezogen und sei auf ihn losgegangen. Der Soldat Bornheim habe seinem un-
           mündigen Kind mit der Faust so stark unter das Kinn geschlagen, dass man
           fürchten musste, alle Zähne seien ausgeschlagen. Dann seien die Soldaten zum
           Haus des Bürgers Matheis Schefer gezogen und drohten auch dort, alle Fenster
           einzuschlagen. Allein die Anwesenheit der Fassbinderzunft habe Schlimmeres
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