Page 273 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 5
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1725-1737
1734 – Sonntag, den 3. Oktober
Morgens um halb sechs werden Bürgermeister und Rat durch den Schultheiß
und die Nachbarn zu Vettelhoven davon unterrichtet, dass die Kriegskasse des
bei Bonn stehenden Feldlagers gestohlen worden ist. Die Vettelhovener über-
bringen den strengsten Befehl, dass alle Wälder zu durchsuchen und alle Stra-
ßen zu kontrollieren sind. Alle verdächtigen Personen seien zu arretieren. Wer
den Dieb fängt, erhält eine Belohnung von 300 rtlr. Der Bürgermeister ruft so-
fort die gesamte Bürgerschaft zusammen und teilt den Bürgern den Befehl mit.
Der Schöffe Fechemer wird nach Altenahr und nach Nürburg geschickt, um
dort den Befehl bekanntzumachen. Nachmittags fangen die Ahrweiler Bürger
fünf kurkölnische Soldaten samt einem Weegweiser in Niederzissen. Die Solda-
ten werden in Arrest gesetzt. Der Kellner Överich soll aber die Delinquenten
wieder herausgeben, damit sie nach Bonn abgeführt werden können.
1734 – Montag, den 4. Oktober
Die fünf Soldaten werden samt dem Weegweiser durch hiesige Bürger von Nie-
derzissen nach Ahrweiler gebracht und dann zu zwei und zwei gebunden nach
Bonn ausgeliefert. Der zeitige Stadtschreiber soll die Gelegenheit nutzen und
das geliehenen Kapital samt den Zinsen von 1 ½ Jahren an Hofrat Kessel über-
bringen. Es sind zusammen 1735 rtlr. 639
Der Stadtschreiber bleibt 4 Tage aus. Er erhält 4 rtlr zu 52 alb.
1734 – Freitag, den 8. Oktober
Bürgermeister und Stadtschreiber Herrestorff berichtet über die Ablage des
Kesselschen Kapitals. Die Frau von Heinrich Pollig beklagt sich. Die Frau von
Peter Engelgau habe durch ihre Tochter bei Mattheis Schefer unterschiedliche
Waren auf ihren, Polligs Namen, geborgt. Mattheis Schefer weist eine Rech-
nung über 12 gld 20 alb vor. Er habe den Betrug erst gemerkt, als Engelgaus
Tochter Butter haben wollte, die aber nicht vorrätig gewesen sei. Als er am
nächsten Tag die Butter an Frau Pollig liefern wollte, sei alles offenkundig ge-
worden. 640
Engelgaus Frau streitet alle Vorwürfe ab. Ihre Tochter habe nichts bei Mattheis
Schefer geborgt. Was sie bei Schefer geholt habe, sei auch alles bezahlt worden,
aber Polligs Frau habe öfter ihre Tochter mit Wirtz [Gewürze?], silbernen Ohr-
eisen und anderem zu Juden oder Christen geschickt, um diese Sachen zu ver-
setzen. Heinrich Polligs Frau gibt zu, einmal in ihrer Not silberne Ohreisen
versetzt zu haben.
Nachmittags werden unter Zuziehung der Achter die Schatzbücher für das
laufende Jahr geprüft.
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