Page 28 - Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Bd. 3
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Einführung
rechnet, was bei Gelegenheit dieser Saufereien noch nebenhin an Weißbrodt,
Schincken, Braten und dergleichen Speisen aus dem Stadtaerario baar herge-
nohmen worden, und was die Aufsicht, und der Faßbinderlohn gekostet ha-
ben, so komt eine unglaubliche Summe heraus, welche auf die unerlaubteste
art zum Nachteil des gemeinen Weesens blos verschwendet worden ist“.
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Dieser Feststellung ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Neben den Propinatio-
nes, dem Ehrentrunk, wurde eine unglaubliche Menge Wein ausgeschenkt. Ein
Standartsatz aus den städtische Rechnungen lautet daher: Item als sie heim qua-
men 2 q weins. Jeder Dienstgang, jede Reise wurde abends mit einem Trunk ab-
geschlossen.
Es sind schon unglaubliche Mengen, die bei der Verpachtung der Erbpach-
tungsgüter und der Akzisen getrunken wurden. Ebenso wurde bei der Rech-
nungslegung oder bei der Erneuerung des Schatzbuches zugeschlagen. Die
Handwerker erhielten ihren Teil, die städtischen Bediensteten zu bestimmten
Anlässen wie an Fastabend oder an St. Martin. Die Pfortenschließer und Turm-
wächter wurden an sämtlichen Ahrweiler Feiertagen bedacht, das waren neben
Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Maria Himmelfahrt vor allem die
Jahrmarkttage.
Es ist nicht zu verwundern, daß bei so viel Weinpräsenten schließlich Wein-
geschenke für den Landesherrn nicht fehlen durften. Selbstverständlich ist, daß
zu jedem Weintrank Brot in Form von Schonenbrod (= Feinbackbrot) oder Weck
gereicht wurde. In besonderen Fällen gab es auch Käse und/oder Braten, Schin-
ken usw.
Nicht vergessen werden dürfen auch die Weinausgaben anläßlich der Fron-
leichnamsprozession oder der Prozession am heiligen Speertag. Alle aktiven
Teilnehmer erhielten – gestaffelt nach Würde und Tätigkeit – ihr Quantum
Wein.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es immer wieder zu großen Weingeschenken an
die führenden Repräsentanten. Man glaubte, mit diesen Verehrungen die
Kontributionen drücken oder Einquartierungen abwenden zu können.
Ein schönes Beispiel findet sich zum Rechnungsjahr 1631/32. Dem Kölner Mar-
schalkh überreichte man seitens der Stadt ein Weinpräsent von 6 ½ Ohm 3
Viertel zum Preis von 115 gld 4 alb.
Zunächst waren in Ahrweiler Schradkosten von 1 gld zu zahlen, in Remagen
bei der Umladung ebenfalls 1 gld, der dortige Zoll verlangte 1 gld 18 alb. Der
Bonner Zoll war nicht so gnädig: 4 gld 4 alb. Für die Schiffung bezahlte man
ebenfalls 4 gld 4 alb. Der Kölner Kran verursachte Kosten von 12 alb, für ein
zeichen verlangte man in Köln 2 gld 22 alb, der Fuhrlohn in Köln kostete 1 gld
12 alb. Erwin Buddenbender, Ratsmitglied, und der Stadtdiener begleiteten
den Wein und blieben 5 Tage aus. An Diäten fielen 12 gld an. Der Stadtdiener
erhielt an Lohn 10 gld 13 ½ alb. Am Ende kostete das Faß Wein 154 gld 17 ½
43 Abgedruckt in: QAW II 1006.
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